Panik an den Börsen
21. Januar 2008Der Deutsche Aktienindex (DAX) stürzte am Montag (21.1.2008) so stark ab wie seit den Anschlägen in New York am 11. September 2001 nicht mehr. Damals hatte der DAX knapp 8,5 Prozent verloren, am Montag sackte er um 7,2 Prozent ab. Damit fiel er auch deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 7000 Punkten, über der der Index der 30 größten deutschen Konzerne seit Anfang April 2007 durchgehend gestanden hatte. Vor allem Finanztitel von Versicherungen und Banken traf es hart.
Weltweit fallen die Werte
An der Börse in Paris gaben die Kurse um mehr als fünf Prozent nach, in London rund vier Prozent. Auch die Aktienmärket in Japan, Australien und den wichtigen Schwellenländern Russland, China und Indien brachen ein. Die Weltbörsen reagierten damit auch auf das Konjunkturprogramm, das US-Präsident Bush am Freitag angekündigt hatte. "Es gibt Befürchtungen, dass die angekündigten Hilfen nicht ausreichen, um eine Rezession abzuwenden", sagte John Kyriakopoulos von NAB Capital in Sydney. Die US-Börsen hatten kurz nach der Ankündigung leicht nachgegeben. Am Montag blieben sie wegen eines Feiertags geschlossen.
Auch der Ölpreis gab in der Folge der schweren Kurseinbrüche nach. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) sank in New York unter 89 Dollar, in London unter 88 Dollar. Analysten zufolge fürchten die Händler wegen einer drohenden US-Rezession eine sinkende Nachfrage nach Öl.
Knapp am Crash vorbei
Dirk Müller, Händler der ICF-Bank erklärte, der Kurseinbruch habe crashartige Züge. Von einem Börsenkrach oder Crash mochten Händler aber generell noch nicht sprechen, da traditionell erst ein Kurssturz von über zehn Prozent als Crash gelte. "Die Börse neigt zur Übertreibung - erst war die Gier, die die Kurse auf ein Rekordniveau getrieben hat, jetzt sehen wir die Angst", beschreibt Fondsmanager Dennis Nacken von Allianz Global Investors die Lage. Da die US-Börsen am Montag wegen eines Feiertages geschlossen bleiben, hätten viele Anleger Angst vor dem nächsten Tag, erklärte ein Händler. Börsianer vermuten, dass vor allem die amerikanischen Investoren angesichts der Subprime-Krise die Flucht aus Europa angetreten sind.
Bloß eine Überhitzung?
Die Bundesregierung zeigte sich mit Blick auf die Wirtschaftslage in Deutschland weiter optimistisch. Es gebe zwar "gewisse Auswirkungen durch die Finanzkrise", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Diese würden aber den Aufschwung nicht beeinträchtigen. EU-Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia sagte vor dem Treffen der Finanzminister der Euro-Zone, "es scheint, als ob die Märkte einen stärkeren Wirtschaftsabschwung, sogar eine
Rezession in den USA erwarten." Sobald die reale wirtschaftliche Lage, insbesondere in Europa, wieder in den Mittelpunkt rücke, dürften sich die erhitzten Gemüter aber wieder abkühlen, fügte er hinzu.
Kein Vertrauen in Bushs Konjunktur-Programm
Der Direktor des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, bezeichnete die Krise als nach einem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy in Paris als "ernst". "Die Börsen haben das Finanzpaket von US-Präsident George W. Bush offenbar nicht gut aufgenommen." Bush hatte am Freitag Steuernachlässe im Volumen von bis zu 150 Milliarden Dollar angekündigt, um eine drohende Rezession abzuwenden. (leix)