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RWE vor Radikalumbau

10. August 2015

Deutschlands zweitgrößter Energieversorger will seine Firmenstruktur vereinfachen. Das Unternehmen steckt wegen des Booms erneuerbarer Energien in einer schweren Krise.

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Kohlekraftwerk Neurath Foto: imago/H.-G. Oed
Bild: Imago/H.-G. Oed

70 Prozent weniger Aufsichtsratsgremien, 60 Prozent weniger Aktiengesellschaften, knapp ein Drittel weniger GmbHs: Der RWE-Aufsichtsrat billigte am Montag die Pläne von Vorstandschef Peter Terium für eine drastische Vereinfachung der Unternehmensstruktur. Mehrere Tochtergesellschaften sollen wieder in den Mutterkonzern integriert oder zusammengelegt werden, das soll Bürokratie abbauen und Entscheidungen beschleunigen.

Künftig werde sich die RWE AG "insbesondere durch ihre Nähe zum Kunden und zum operativen Geschäft" auszeichnen, teilte das Unternehmen mit. "Die neue RWE AG wird schneller und wendiger sein - so, wie die tiefgreifenden Veränderungen des Energiemarktes es verlangen", so Terium. RWE hat bislang mehr als 100 Töchter und Tochter-Töchter. Ein Arbeitsplatzabbau stehe bei dem Umbau nicht im Vordergrund, hieß es. Die Änderungen sollen bis Anfang 2017 umgesetzt werden.

Keine Aufspaltung - erst einmal

Damit geht RWE allerdings einen weniger radikalen Weg als der Konkurrent Eon, der im vergangenen Dezember beschlossen hatte, sich ganz vom traditionellen Kraftwerksgeschäft zu trennen und auf Ökostrom, Energienetze und Vertrieb zu konzentrieren.

RWE scheut bislang vor einer Abspaltung der Kraftwerke zurück. "Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere RWE aus heutiger Sicht entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufgestellt bleiben sollte", sagte Terium. Der nun geplante Umbau würde allerdings eine spätere Trennung von den Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken nicht erschweren, weil die Sparte auch im neuen Konzept weitgehend selbstständig bleibt.

Verkrustete Strukturen aufbrechen

Aktionärsschützer begrüßten die Umbaupläne. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, sagte: "Damit kann hoffentlich endlich eine bessere Zukunft für die RWE beginnen." Der Konzern habe endlich die Verkrustungen aufgebrochen, die seit Jahren einem Neuanfang im Wege gestanden hätten.

RWE leidet angesichts der Energiewende und des Booms der erneuerbaren Energien unter einem heftigen Verfall der Strompreise im Großhandel. Das lässt die Gewinne des Konzerns dramatisch sinken. Wenn der Konzern an diesem Donnerstag die Bilanz für das erste Halbjahr vorlegt, rechnen Analysten mit einem weiteren Rückgang der Gewinne. Im zweiten Quartal könnten sogar Verluste angefallen sein.

Terium hatte bislang versucht, mit harten Einsparungen gegen die Krise anzukämpfen. Zu seinem Amtsantritt Mitte 2012 hatte der Konzern knapp 72.000 Beschäftigte, Ende März 2015 waren es nur noch gut 59.000.

hmf/bea (dpa, rtr)