Eon: Aufspalten, umbenennen, umziehen
27. April 2015Die konventionelle Energiegewinnung mit den Sparten Atom, Kohle und Gas wird zum 1. Januar 2016 in eine neue Gesellschaft ausgelagert. Die wird, wie Eon nun bekannt gab, Uniper heißen und in der bisherigen Konzernzentrale in Düsseldorf untergebracht. Das Unternehmen solle rund 15.000 Mitarbeiter haben und vom bisherigen Eon-Finanzchef Klaus Schäfer geführt werden.
Die Sparten Erneuerbare Energie, Energienetze und Kundenlösungen werden unter dem Namen Eon weitergeführt. Das Kernunternehmen mit 40.000 Beschäftigten werde ins 35 Kilometer entfernte Essen ziehen, wo Eon bereits einen Standort hat. Auch der Konkurrent RWE hat seinen Sitz in Essen. Eon-Chef bleibt Johannes Teyssen.
Der Name Uniper wurde nach Angaben des Unternehmens von einem Mitarbeiter vorgeschlagen und unter 3000 Ideen ausgewählt. Er stehe für "unique performance", also "einzigartige Leistung".
Radikaler Bruch
Eon hatte die radikale Aufspaltung Ende vergangenen Jahres angekündigt, weil die traditionelle Stromerzeugung und das Erneuerbare-Energie-Geschäft nach Überzeugung des Unternehmens immer weiter auseinanderlaufen.
"Was wir vorhaben, ist nicht nur die größte Unternehmensabspaltung, die jemals in Deutschland stattgefunden hat, sondern auch eine der größten weltweit im Energiesektor", hatte Teyssen im November gesagt.
Von der Ertragskraft lägen beide Gesellschaften mit einem operativen Gewinn (Ebitda) von rund vier Milliarden Euro in etwa auf gleicher Höhe, teilte Eon mit.
Uniper hat nach Überzeugung des Unternehmens gute Aussichten am Markt. "Es ist noch nicht gesagt, wer in fünf Jahren der erfolgreichere ist - Eon oder die neue Gesellschaft", hatte Teyssen bei der Ankündigung der Pläne gesagt. Großkraftwerke würden noch für eine lange Zeit als Rückgrat der Energieversorgung gebraucht.
Schuldenfreier Start
Uniper soll schuldenfrei und mit den kompletten Atomrückstellungen des Konzerns in Höhe von rund 14,5 Milliarden Euro starten.
Die Neuaufstellung soll im zweiten Halbjahr 2015 vorangetrieben werden. Zum 1. Januar 2016 soll die neue Gesellschaft nach den Planungen mit der Arbeit beginnen. Die Aufspaltungspläne werden voraussichtlich das Hauptthema der Eon-Hauptversammlung am 7. Mai.
Der Konzern hatte 2014 wegen der Energiewende einen Milliardenverlust in Rekordhöhe hinnehmen müssen. Das Unternehmen verbuchte unterm Strich einen Fehlbetrag von 3,2 Milliarden Euro - das höchste Minus seit der Gründung im Jahr 2000. Ein Grund für die tiefroten Zahlen sind vor allem hohe Abschreibungen auf Kraftwerksgeschäfte im Ausland, die bereits angekündigt worden waren. Auf dem im Dax gelisteten Eon-Konzern lasten Schulden von insgesamt 33 Milliarden Euro.
Kritiker befürchten, dass Eon mit der Aufspaltung einen profitablen und einen unprofitablen Geschäftsbereich schafft - letzterer würde die konventionelle Energiegewinnung beinhalten. Vorbild dafür sei die Strategie einiger Banken nach der Finanzkrise, die ihre problematischen Geschäfte in eine "Bad Bank" auslagerten und dafür zum Teil Staatshilfen in Anspruch nahmen. Ähnliches könnte den Steuerzahlern für den Rückbau von Eons Atomkraftwerken und die Entsorgung des Atommülls drohen, befürchten Kritiker.
Auch der Essener Eon-Konkurrent RWE will eine Aufspaltung nicht mehr ausschießen. "Sollten sich die Marktbedingungen weiter verschlechtern, behalten wir uns eine Aufspaltung vor", sagte RWE-Chef Peter Terium auf der Hauptversammlung am vergangenen Donnerstag. "Derzeit sehen wir aber keine Notwendigkeit dazu."
bea/dk (dpa, reuters, afp)