Überflieger in den Miesen
11. März 2008EADS-Chef Louis Gallois hatte in Paris schlechte Nachrichten zu überbringen. Die Verluste des Konzerns sind deutlich höher als erwartet. Ein Minus von 446 Milliarden Euro hat EADS im Jahr 2007 zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr gab es immerhin noch ein Plus von 99 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) brach von 399 auf 52 Milliarden Euro ein.
"2007 war ein hartes Jahr"
Der Konzern nannte am Dienstag (11.03.2008) mehrere Gründe für die Misere: Die Verzögerung beim Militärtransporter A400M, Kosten für das Umstrukturierungsprogramm "Power 8" und den Langstreckenflieger A350 sowie die Dollarschwäche. Der Umsatz war nahezu gleich geblieben, da Airbus mehr Maschinen abgesetzt hatte als geplant. EADS-Chef Louis Gallois sagte: "2007 war ein hartes Jahr, das uns vor große Herausforderungen gestellt hat." Nun müsse das volle Vertrauen der Investoren und Kunden zurückgewonnen werden. Trotz der schwierigen Lage blickte Gallois durchaus optimistisch in die Zukunft. Im laufenden Jahr werde das operative Ergebnis wieder auf 1,8 Milliarden steigen, so der Manager. "Ich sehe EADS heute gestärkt", betonte er.
Ärger mit Boeing in den USA
Dabei drohen bereits neue Schwierigkeiten. Denn in den USA regt sich Widerstand gegen einen Deal des US-Militärs mit Airbus. Die US-Luftwaffe hatte am Freitag EADS und Northrop Grumman den Zuschlag für den Bau von 179 Tankflugzeugen gegeben. Das ist der bisher wichtigste Einzelauftrag für EADS und gilt als größte Durchbruch eines Konsortiums mit europäischer Beteiligung im US-Rüstungsgeschäft. Das Tankflugzeug entsteht auf Basis des Mittelstreckenjets Airbus A330. Der amerikanische Rivale Boeing hatte mit seinem Konkurrenzmodell 767 das Nachsehen und protestierte gegen die Entscheidung. Nun soll Chefeinkäuferin Sue Payton am Mittwoch vor Mitgliedern des Repräsentantenhauses Rede und Antwort stehen.
US-Verteidigungsminister Young bleibt hart
Mehrere Abgeordnete befürchten, dass der Auftrag an Airbus Arbeitsplätze in den USA kosten könnte. Ähnlich äußerte sich die Gewerkschaft United Steelworkers. US-Verteidigungsminister John Young ließ dieses Argument nicht gelten. Das Ministerium dürfe seine Entscheidung nicht davon abhängig machen, wieviele Jobs geschaffen würden.
Der Streit wird noch dadurch angeheizt, dass mit der EADS-Tochter Airbus ein Konzern den Auftrag erhalten hat, dem die US-Regierung den Erhalt von illegalen Subventionen vorwirft. Die USA und die Europäische Union halten sich seit langem gegenseitig vor, Boeing bzw. Airbus unrechtmäßige Beihilfen zu verschaffen. (jb)