Rosberg gelingt vierter Streich
1. Mai 2016Gleich sieben Mal mussten sie Sebastian Vettels Funkspruch mit einem Piepton unterlegen. "What the f*** are we doing here?". So schlimm war der Ärger nach dem Aus in der zweiten Runde beim Großen Preis von Russland. Bereits in der ersten Kurve war Vettel der Russe Daniil Kwjat im Red Bull hinten in seinen Ferrari gerauscht, hatte ihm einen Reifen aufgeschlitzt, und nur wenige hundert Meter später touchierte Kwjat den viermaligen Weltmeister noch einmal. Der Ausflug in den Reifenstapel war die Folge.
"Frustrierend. Ich mache alles richtig und kriege dann einen Schlag", resümierte Vettel wenige Minuten später bei Sky. Es war ohnehin nicht sein Wochenende in Sotschi. Vor dem Qualifying musste sein Ferrari-Team das Getriebe wechseln, weshalb er Startplatz zwei verlor und nur von der siebten Position aus ins Rennen gehen durfte. Und dennoch: Schon beim Start schob er sich nach vorne und wäre sicher ein Kandidat fürs Podium gewesen.
"Blöder kann man es nicht machen", kommentierte Formel-1-Legende Niki Lauda bei Sky. "Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgegangen ist. Vielleicht war er vor seinem eigenen Publikum übermotiviert. Wenn ich Vettel wäre, würde ich ihn umbringen." "Ganz klar, den ganzen Ärger habe ich verursacht, ich werde daraus lernen", entschuldigte sich Kwjat nach dem Rennen denn auch. "Vettel ist sauer auf mich, aber damit komme ich klar." Für sein Fehlverhalten wurde der Russe mit einer zehnsekündigen Stop-and-Go-Strafe belegt.
Rosberg überragend
An Nico Rosberg im Mercedes wäre Vettel aber ohnehin nicht herangekommen. Der drehte vom Start weg an der Spitze ungefährdet seine Runden vor den 60.000 Zuschauern auf dem gut gefüllten Kurs in der Olympiastadt von 2014. Saisonübergreifend war es sogar schon sein siebter Sieg in Folge. Nur als er durch ein paar Überrundungen aufgehalten wurde, verkürzte sich der Vorsprung vor Teamkollege Lewis Hamilton kurzzeitig auf sieben Sekunden. "Ich wusste, dass es einige technische Probleme im Team gab. Auch ich musste ein bisschen runterdrehen, um den Motor zu schonen", sagte Rosberg nach dem Rennen. "Aber ich bin glücklich. Insgesamt war es ein perfektes Rennen."
Als Hamilton Probleme mit dem Wasserdruck bekam, fuhr Rosberg auf und davon. "Ich konnte auf den Geraden kein Vollgas mehr geben und musste aufpassen", sagte Hamilton bei der Siegerehrung. Immerhin konnte er, im Ziel 25 Sekunden hinter Rosberg, Platz zwei gegen den Finnen Kimi Räikkönen im Ferrari behaupten.
Vierter wurde Valtteri Bottas aus Finnland im Williams vor Teamkollege Felipe Massa aus Brasilien. Fernando Alsonso aus Spanien schaffte es als Sechter im McLaren Honda erstmals in dieser Saison in die Punkteränge, lag aber schon über eine Runde zurück. Nico Hülkenberg war in seinem Force India wie Vettel ebenso unverschuldet schon in der ersten Kurve ausgeschieden. Pascal Wehrlein im technisch unterlegenen Manor kam im vierten Rennen seiner Formel-1-Karriere auf den 18. und letzten Platz.
In der WM-Gesamtwertung hat Rosberg jetzt die Optimalausbeute von 100 Punkten und fährt seinem ersten WM-Titel entgegen. Hamilton folgt mit 57 Punkten auf Platz zwei, Räikkönen ist mit 43 Punkten Dritter, Vettel mit 33 Zählern Fünfter.