Regierung: Die Lichter bleiben an
24. August 2015Die gebe es sowohl in Deutschland als auch europaweit, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag in Berlin. Nach der aktualisierten Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur stieg die Zahl der sogenannten Stilllegungsanzeigen allein seit Jahresbeginn bis Ende Juli um neun auf 57 Kraftwerke. Die Betreiber wollen - angesichts abgestürzter Börsenstrompreise - vor allem Gas- und Steinkohle-Kraftwerke einmotten oder endgültig vom Netz nehmen. Der Börsenstrompreis ist innerhalb von zwei Jahren von etwa 50 auf rund 30 Euro pro Megawattstunde gefallen.
Die Versorgungssicherheit sei auch im kommenden Winter gewährleistet - "selbst in den kritischsten Situationen", fügte die Sprecherin hinzu. Zunächst sei die Stilllegung eines Kraftwerkes eine unternehmerische Entscheidung. Allerdings prüfe die Bundesnetzagentur, ob eine Stilllegung möglich oder ob das Kraftwerk für die nationale Versorgung nötig sei. Dann müsste es in die so genannte Netzreserve übernommen werden.
Branchenverband sorgt sich
Kurz- und mittelfristig ist die Versorgung sicher, die Branche sorgt sich angesichts der stark geschrumpften Erlöse im Erzeugungsgeschäft aber um die nötigen Neubauten in den kommenden Jahren. Bundesweit sei jedes zweite Neubauprojekt gestoppt, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). "Der Anteil der Kraftwerke, die rund um die Uhr Strom erzeugen können, wird in den nächsten Jahren weiter stark sinken", sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller. Hinzu kämen Verzögerungen beim dringend notwendigen Netzausbau. "In der Summe empfinden wir die Situation als besorgniserregend."
"Insgesamt haben wir weiter eine ausreichende Erzeugungskapazität", sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur. "Wo regional die Erzeugung nicht ausreichen könnte, werden wir den Stilllegungen weiter widersprechen." Dies ist meist südlich des Mains der Fall.
Endgültigen Stilllegungen können die Netzbetreiber widersprechen, wenn sie die Versorgungssicherheit in Gefahr sehen. Wenn die Bundesnetzagentur dies bestätigt, müssen die Kraftwerke zum Erhalt der Netzstabilität weiterlaufen. Bisher ist das bei elf der 57 angemeldeten Kraftwerke der Fall. Betroffen sind unter anderem Anlagen in Ingolstadt, Marbach am Neckar, Heilbronn und Großkrotzenburg in Hessen.
Laut Bundesnetzagentur stehen bundesweit Kraftwerke mit einer Netto-Nennleistung von gut 197 Gigawatt bereit - davon gut 90 Gigawatt aus erneuerbaren Energien. Endgültig stillgelegte Anlagen sind dabei bereits abgezogen. Der tägliche Verbrauch liegt bei bundesweit 60 bis maximal gut 80 Gigawatt.
wen/uh (rtr, afp, dpa )