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Gehen in Deutschland bald die Lichter aus?

24. August 2015

Die Energieversorger wollen bundesweit einem Zeitungsbericht zufolge immer mehr Kraftwerke stilllegen, weil sie wegen der Energiewende nicht mehr profitabel sind. Fachleute warnen vor Versorgungsengpässen.

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BdT Deutschland Sternenhimmel und Hochspannungsleitung
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Insgesamt 57 konventionelle Kraftwerke sollten abgeschaltet werden, berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf neue Zahlen der Bundesnetzagentur. Das seien neun mehr als noch zu Jahresbeginn. Als Grund nennen die Betreiber laut "Bild" fehlende Rentabilität wegen der Energiewende.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnte daher vor Problemen für die Versorgungssicherheit. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller sagte der "Bild": "Die Lage für Bestandskraftwerke spitzt sich immer weiter zu. Und auch im Kraftwerksneubau droht eine Eiszeit: Jede zweite geplante Anlage steht auf der Kippe." Müller betonte, Gas- und Kohlekraftwerke würden aber auch künftig dringend gebraucht, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.

28 Milliarden pro Jahr

Laut Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für das "Handelsblatt" belaufen sich die Kosten der Energiewende für die Stromkunden auf 28 Milliarden Euro pro Jahr. Ein Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden zahle somit 270 Euro im Jahr für die Umsetzung der Energiewende, schreibt das "Handelsblatt" in seiner Montagsausgabe.

Die Berechnungen beinhalten demnach neben den Kosten für die Förderung der erneuerbaren Energien auch die durch die Energiewende verursachten Kosten des Netzausbaus. Auch die jüngsten Beschlüsse zur zusätzlichen Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und zum Aufbau einer Kapazitätsreserve seien berücksichtigt.

"Die Energiewende ist mit der Annahme gestartet, dass die Energiekosten hierzulande beherrschbar bleiben und international in vergleichbarem Maße ansteigen. Beides hat sich nicht bewahrheitet", sagte die Geschäftsführerin des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), Barbara Minderjahn, der Zeitung angesichts der IW-Zahlen. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, sagte dem "Handelsblatt": "Die Berechnungen machen klar, mit welchen Kosten die Energiewende wirklich verbunden ist." Unternehmen fürchteten, "dass sie sogar noch weiter steigen".

Auch der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union, Carsten Linnemann (CDU), sieht Handlungsbedarf: "Insgesamt muss die Große Koalition noch mal nacharbeiten", sagte er dem "Handelsblatt". Die Folgen der Energiewende entwickelten sich "zu einem bedrohlichen Standortnachteil, der Investoren abschreckt und Arbeitsplätze kostet".

Zur Zeit ist es so, dass jeder nicht privilegierte Stromverbraucher etwa sechs Cent pro Kilowattstunde für die Finanzierung der erneuerbaren Energien zahlt. Fachleute weisen darauf hin, dass der Betrag nur bei vier Cent liegen würde, wenn sich alle Bürger und alle Unternehmen an der Finanzierung beteiligen würden.

wen/cr (rtr, afp, )