Politischer Streit um ESC in Israel
5. September 2018Die Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Regierung und der European Broadcasting Union, kurz EBU, Veranstalter des Eurovision Song Contest, gehen in die nächste Runde: Zu den Streitigkeiten um den Austragungsort kommt jetzt erneut Ärger um die Einreisebestimmungen während des ESC.
Die EBU fordert, Visa ohne Blick auf politische Ansichten zu vergeben. Der Minister für innere Sicherheit weist das als "verrückte Forderung und Dreistigkeit" zurück. Jeder demokratische Staat habe das Recht, selbst zu entscheiden, wer in das Land einreisen dürfe, so der Minister. Hintergrund: Israel möchte Anhängern politischer Bewegungen, wie zum Beispiel des BDS, der "Boycott, Divestment and Sanctions" fordert, die Einreise verweigern.
EBU fordert Bewegungs- und Meinungsfreiheit
In einem Brief, der laut EBU standardmäßig an alle Austragungsländer geht, fordert die Rundfunkunion eine Garantie dafür, dass sich Besucher und Besucherinnen im ganzen Land frei bewegen dürfen, unabhängig von ihrer politischen, religiösen oder sexuellen Ausrichtung. Auch die Presse- und Meinungsfreiheit dürfe nicht beschränkt werden, zudem solle dem israelischen Sender und EBU-Partner "Kan" bei der Ausstrahlung des ESC 2019 völlig freie Hand gelassen werden.
ESC kontra Sabbat
Schon während der hitzigen Debatten über die möglichen Austragungsorte geriet der ESC zur hochpolitischen Angelegenheit. Die EBU bevorzugt Tel Aviv, als bunte und offene Metropole am Mittelmeer. Die Israelische Regierung dagegen Jerusalem, die Hauptstadt. Doch besonders hier gelten die strengen Sabbat-Bestimmungen. Der jüdische Ruhetag dauert vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag; in dieser Zeit ist Arbeit für religiöse Juden verboten. Der stellvertretende Gesundheitsminister Jakov Litzman forderte bereits, durch die Vorbereitungen dürfe die Sabbatruhe nicht verletzt
werden. Zu den wichtigsten EBU-Vorgaben aber zählt, dass der Eurovision Song Contest immer am Samstag zur besten Sendezeit ausgetragen werden muss. Die wichtigen Generalproben für die Live-Show wären am Sabbat also unmöglich.
Die israelische SängerinNettahatte den Eurovision Song Contest im Mai in Portugal gewonnen und den Wettbewerb damit nach Israel geholt. Nicht zum ersten Mal: 1979 und 1999 fand das Spektakel in Jerusalem statt - damals mit erheblich weniger Ärger. Die Entscheidung über den Austragungsort soll noch in diesem Monat fallen.
mk/sw (dpa, EBU)