Politik will Gewalt gegen Frauen stoppen
23. November 2017Die Bundesregierung will weltweit Frauen besser vor Gewalt schützen. Mit einem Fünf-Punkte-Plan sollen in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in Deutschland Mädchen und Frauen vor Misshandlungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution bewahrt werden. Es sei nicht zu akzeptieren, dass es auch in Deutschland "versklavte Frauen" gebe, sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Frauen und Mädchen verlören dadurch Lebensperspektiven. Er kritisierte zudem, dass Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt würden. "Hinzu kommen tausende Frauen, die verkauft, versklavt oder versteigert wurden", sagte Müller. Weltweit wird am Samstag, dem Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen, auf die Misstände hingewiesen.
Der Fünf-Punkte-Plan der Bundesregierung will Programme zum Schutz von Flüchtlingen um den geschlechtsspezifischen Schutz von Frauen und Mädchen erweitern. Der Minister kündigte zudem ein neues Projekt zur Prävention von Gewalt in Südafrika, Lesotho und Sambia an. In Ägypten, wo sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum weit verbreitet ist, will die Bundesregierung in 40 Jugendzentren Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen finanzieren. Gleichzeitig sollen junge Männer dafür sensibilisiert werden, respektvoll mit Frauen umzugehen.
Freier Platz im Frauenhaus - fast aussichtslos
Aus Sicht des Opferhilfevereins Weißer Ring ist Gewalt gegen Frauen auch in Deutschland ein großes Problem. "Es ist leider traurige Realität, dass Frauen gerade auch zu Hause immer wieder geschlagen, gedemütigt und sexuell bedrängt werden", erklärte Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer. Der Weiße Ring geht von einer hohen Dunkelziffer aus, denn häusliche Gewalt passiere hinter verschlossenen Türen. Täter schafften es häufig, ihre Opfer zu isolieren.
Kirchen und Sozialverbände fordern deshalb von der Politik mehr Anstrengungen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte bemängelte eine fehlende konkrete politische Strategie zum Gewaltschutz. Die Diakonie Deutschland warnte, in Ballungsgebieten sei die Suche nach einem freien Platz in einem Frauenhaus inzwischen fast aussichtslos. Aber auch auf dem Land habe sich die Versorgung drastisch verschlechtert. Viele Häuser müssten Frauen abweisen. Steigende Mieten und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschärften das Problem weiter.
Die Hilfsorganisation Solidarität mit Frauen in Not (Solwodi) forderte Sprachkurse und sichere Aufenthaltstitel für frühere Zwangsprostituierte, die als Zeuginnen vor Gericht gegen Menschenhändler aussagen. Solwodi betreibt in Deutschland Beratungsstellen und neun Schutzhäuser. Alleine im vergangenen Jahr hätten dort 2300 Frauen aus 104 Ländern Hilfe gesucht, darunter etwa 600 Frauen aus Nigeria. Entwicklungsminister Müller stellte der Organisation Unterstützung in Aussicht. Diese solle vor allem Migrantinnen zugute kommen, die aus der Prostitution aussteigen und sich in ihren Heimatländern eine wirtschaftliche Existenz aufbauen wollten.
sth/qu (dpa, epd, KNA)