Papst Franziskus einsam am Petersdom
10. April 2020Wegen der Corona-Krise sind die Karfreitagszeremonien in Rom und Jerusalem auf ein Minimum beschränkt worden. Am Abend betete Papst Franziskus den traditionellen Kreuzweg in Erinnerung an die Leiden von Jesus Christus ohne die sonst üblichen Pilgermassen. Die katholische Kirche hatte die Prozession wegen der Lungenkrankheit vom Kolosseum auf den abgesperrten Petersplatz verlegt. Seit 1964 zählte die Zeremonie bei dem antiken Amphitheater für Zehntausende Gläubige und Besucher zu den stimmungsvollsten Momenten der römischen Osterfeierlichkeiten.
Die verlesenen Meditationstexte des diesjährigen Kreuzwegs stammen von Insassen und Mitarbeitern der Haftanstalt "Due Palazzi" im norditalienischen Padua. Die Autoren, die anonym blieben, schilderten anhand der 14 Stationen Jesu von der Verurteilung bis zum Begräbnis ihre persönlichen Erfahrungen mit Schuld und Leiden. Der 83-jährige Franziskus verfolgte die Meditationen von den Stufen des Petersdoms aus. TV-Anstalten und vatikanische Medien übertrugen die Andacht live. (Die Internetseite"Vatican News" zeigt alle relevanten Internetlinks)
Bereits am Gründonnerstag hatte Franziskus die Auftakt-Messe zu den Osterfeierlichkeiten nur mit wenigen kirchlichen Würdenträgern gefeiert.
Am Freitag standen dann nur einige Polizeiwagen und vereinzelte Fernseh-Teams vor den Sperrgittern des Petersplatzes. Die Stimmung dort und in den fast leer gefegten Straßen der italienischen Hauptstadt wirkte trotz Sonnenscheins und warmen Temperaturen noch gedrückter als an den Vortagen.
Einsame Prozession auch in Jerusalem
In Jerusalem fielen die Prozessionen mit Gläubigen ebenfalls aus: Der Leiter des katholischen Patriarchats im Heiligen Land, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, ging am Karfreitag durch die Via Dolorosa in der Altstadt ohne Pilger. Wo sonst Tausende in mehreren Zügen den Leidensweg Jesu nachempfinden, ging Pizzaballa lediglich mit drei Begleitern bis zur Grabeskirche. Dort hielt er nach Angaben eines Sprechers des Franziskaner-Ordens eine kleine Andacht ab. Die Kirche ist wegen der Ausbreitung des Coronavirus für die breite Öffentlichkeit geschlossen. Anders als in den vergangenen Jahren waren die Gassen in der Jerusalemer Altstadt insgesamt leer.
Geschäfte und Gotteshäuser blieben geschlossen. Für Christen weltweit ist Ostern das wichtigste religiöse Fest. Sie feiern damit Jesus' Auferstehung. Italien ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Dort und in Israel gelten strikte Ausgangsbeschränkungen. Die israelische Regierung hat verfügt, dass sich Menschen nur unter bestimmten Bedingungen weiter als 100 Meter von ihren Häusern entfernen dürfen.
se/nob/haz (kna, dpa, afp)