Pakistan richtet Shafqat Hussain hin
4. August 2015Wie ein Beamter des Innenministeriums in Islamabad mitteilte, wurde Shafqat Hussain im Gefängnis der südpakistanischen Hafenstadt Karachi gehängt.
Hussain war im Jahr 2004 unter fragwürdigen Umständen schuldig gesprochen worden, ein Kind ermordet zu haben. Nach Angaben der pakistanischen Regierung war Hussain zum Zeitpunkt seiner Festnahme unmittelbar nach der Tat 23 Jahre alt. Die Familie und sein Anwalt erklärten jedoch, Hussain sei zum Tatzeitpunkt und beim Urteil erst 14 Jahr alt gewesen, deshalb müsse die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt werden. Die Hinrichtung war wegen dieses Streits vier Mal verschoben worden.
Internationale Kritik
Menschenrechtsgruppen hatten die pakistanische Regierung aufgefordert, die Vollstreckung der Todesstrafe zu verschieben und eine neue Gerichtsverhandlung anzusetzen, da Hussain damals von der Polizei gefoltert worden sei, um ein Geständnis zu erhalten.
Amnesty International kritisierte, die Hinrichtung sei nach pakistanischem und internationalem Recht illegal. Die Menschenrechtsorganisation bemängelte, der Angeklagte sei damals neun Tage gefoltert worden und habe dann den Mord "gestanden". Auch die Vereinten Nationen und die EU hatten das Gerichtsurteil kritisiert. Das pakistanische Verfassungsgericht hatte Anfang Juni Hussains Antrag abgelehnt, den Fall neu aufzurollen.
Moratorium aufgehoben
In Pakistan galt sechs Jahre lang ein Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe. Premierminister Nawaz Sharif hatte es nach einem Angriff der radikal-islamischen Taliban auf eine Schule im Dezember 2014 zunächst für verurteilte Terroristen und später dann generell aufgehoben. Innerhalb von sechs Monaten sind etwa 180 Verurteilte hingerichtet worden. Damit gehört Pakistan zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen.
se/wl/ml (dpa,afp)