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Musik

Opus-Klassik-Preis propagiert Vielfalt

Gaby Reucher
10. Oktober 2021

Nicht nur Stars wie Geiger Daniel Hope und Pianist Daniil Trifonov würdigt der Opus-Klassik-Preis. Auch Newcomer mit neuen Konzepten geben den Ton an.

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Eingang des Berliner Konzerthauses
Im Konzerthaus Berlin wird der Opus Klassik verliehenBild: Mo Wüstenhagen

Der in Deutschland renommierte Musik-Preis "Opus Klassik" steht in diesem Jahr für "Vielfalt und kulturelle Teilhabe". Das zeigt sich auch bei den Preisträgern und Preisträgerinnen. So erhält die US-amerikanische Sopranistin Reri Grist die Auszeichnung für ihr Lebenswerk.

Reri Grist in einer Gesangsprobe. Szene aus dem Film "Tatort"
Reri Grist (links) spielte 1996 sogar eine Rolle in der deutschen Krimiserie "Tatort" Bild: United Archives/picture alliance

Grist ist eine der ersten afroamerikanischen Sängerinnen mit einer internationalen Karriere im Opern- und Konzertbereich. Mit ihrer außergewöhnlichen Karriere habe sie ein Zeichen für die Präsenz afroamerikanischer Künstlerinnen und Künstler gesetzt, begründete Clemens Trautmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung der Klassischen Musik, die Entscheidung.

Der chinesische Pianist Lang Lang wird für seine Einspielung der Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach als "Bestseller des Jahres" gewürdigt. Es sei ein Lebenstraum von ihm gewesen, die Variationen eines Tages aufzunehmen, sagte Lang Lang im Vorfeld der Preisverleihung: "Ich freue mich riesig, dass ich diesen Meilenstein der Klavierliteratur mit so vielen Menschen habe teilen können".

Als beste Sängerin des Jahres kann die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva bei der großen Gala am 10. Oktober den Preis im Berliner Konzerthaus entgegennehmen. Sie wird dort auch auftreten. Sänger des Jahres ist der polnische Tenor Piotr Beczala. Der russische Pianist Daniil Trifonov begeisterte die Jury mit seinem Album "Silver Age" als bester Instrumentalist für Klavier. Auch er wird bei der Preisverleihung auftreten.

Daniil Trifonov sitzt auf seinem Flügel
Setzt sich gerne in Szene: der Pianist Daniil TrifonovBild: Dario Acosta

Opus Klassik entwickelt sich weiter

Der Opus Klassik wird zum vierten Mal verliehen und hat sich mittlerweile zur bedeutendsten deutschen Klassik-Auszeichnung entwickelt. Der Vorgängerpreis "Echo" war in Verruf gekommen als 2017 die Rapper Kollegah und Farid Bang, deren Texte als antisemitisch, gewaltverherrlichend und frauenfeindlich gelten, für den Preis nominiert wurden. Aus Protest gaben zahlreiche Musiker aller Sparten ihre Trophäen zurück.

Zylindrisches Metallobjekt in Form einer Stimmgabel
Die begehrte Trophäe: die Opus Klassik StimmgabelBild: Markus Nass

Der Opus Klassik wird vom Verein zur Förderung der Klassischen Musik vergeben. In diesem Jahr erhalten 48 Preisträger und Preisträgerinnen in 25 Kategorien die Auszeichnung. Gewürdigt werden außergewöhnliche musikalische Leistungen im Bereich der klassischen Musik. Die Jurymitglieder kommen aus der Musik- und Medienbranche, darunter Plattenlabels, Verlage und Konzertveranstalter. In diesem Jahr werden Preise nicht nur für exzellente Darbietungen vergeben, sondern auch für Innovation und Kreativität. 

Newcomer stehen im Focus

Es sind also nicht nur die großen Stars, die für ihre Erfolge den Opus Klassik als eine weitere Trophäe in ihrem Regal aufstellen können. Die Nachwuchsförderung ist den Organisatoren in diesem Jahr besonders wichtig. So bekommt die ägyptische Sopranistin Fatma Said den Preis als "Nachwuchskünstlerin des Jahres" für ihr Debüt-Album "El Nour". Fatma Said freute sich über die Auszeichnung für ein besonderes Album, in dem viel Herzblut stecke. "Es ist eine Aufnahme, die die Gemeinsamkeiten der spanischen, französischen und arabischen Musik zelebriert", erläutert sie ihr Projekt. Der Nachwuchspreis bestärke sie, auch zukünftig wenig begangene musikalische Wege einzuschlagen.

Augustin Hadelich und Dirigent  Andrés Orozco-Etrada vor dem Hessischen Rundfunkorchester
Augustin Hadelich begeisterte das Publikum mit sphärischen Klängen beim Rheingau Musik FestivalBild: Ansgar Klostermann

Nicht mehr ganz als Newcomer zu bezeichnen ist der deutschstämmige Geiger Augustin Hadelich aus den USA. Er spielt eine Guarneri del Gesu-Geige, die er als Leihinstrument auf unbestimmte Zeit nutzen darf. "Ich mag ihren runden, warmen und prallen Klang", sagte er der DW. Es ist der passende Klang für sein Album "Bohemian Tales", ein Potpourri tschechischer Komponisten, das ihm den Opus Klassik als bester Instrumentalist für Geige eingebracht hat. Zu den besten Instrumentalisten gehört neben Hadelich und Trifonov auch der Klarinettist Martin Fröst für seine Vivaldi-Einspielungen. Bester Dirigent ist Marc Albrecht und als beste Komponistin wird Olga Neuwirth ausgezeichnet.

Corona noch aktuell

Im vergangenen Jahr drehte sich beim Opus Klassik alles um Corona. Stars wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter sprachen sich dafür aus, Künstlerinnen und Künstler stärker mit staatlicher Hilfe finanziell zu unterstützen. Die Veranstalter des Opus Klassik hatten eigens einen Corona-Sonderpreis vergeben. In diesem Jahr gab es einen "Sonderpreis für besondere Leistungen" in medialen Formaten. Auch dieser Preis hatte mit der Pandemie zu tun und ging an den Geiger Daniel Hope.

Zu Beginn des Lockdowns 2020 lud Hope bekannte Musikerfreunde in sein Wohnzimmer ein. Die täglichen Livestreams unter dem Titel "Hope@Home" halfen, den Ausfall von Livekonzerten im Konzertsaal zu überbrücken und wurden auch vom deutsch-französischen Fernsehsender Arte ausgestrahlt.

Das Konzertleben wiederbeleben

Fünf der Klassik-Preise wurden diesmal schon vor der großen Gala verliehen, und zwar beim Hamburger "Reeperbahn Festival" am 24. September. Die Partnerschaft mit Europas größtem Clubfestival hatte einen bestimmten Grund. Es ging dem Verein zur Förderung der Klassischen Musik darum, ein neues Publikum zu gewinnen.

Mit dabei waren Vertreter des  Mozartfestes Würzburgmit ihrem Projekt "100 Ideen für 100 Jahre Mozartfest" und des "Music Lab" der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die beide mit dem "Sonderpreis für Publikums- und Partizipationsprojekte" ausgezeichnet wurden. "Bei neuen Ideen geht es nicht darum, Leute ins Konzerthaus zu holen, sondern es ist wichtig aus dem Konzerthaus rauszugehen", betonte Katharina Strein vom Mozartfest Würzburg bei einer Podiumsdiskussion. Es sei schön zu sehen, wie kreativ Menschen seien, die nicht zur Klassik-Gruppe gehören, wenn es gelänge, sie zu motivieren. Zum 100. Jubiläum des Mozartfestes konnten die Bürger in diesem Jahr musikalische oder auch künstlerische Projektideen entwickeln, die während des Festivals umgesetzt wurden.

Ein leichter Einstieg in die klassische Musik

Auch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bietet niedrigschwellige Angebote zur klassischen Musik. "Wir verwirklichen im Zukunftslabor neue Ideen und Formate und sind begeistert, dass unser Engagement für mehr gesellschaftliches Miteinander mit einem so renommierten Kulturpreis gewürdigt wird", sagte Albert Schmitt, Managing Director der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen der DW.

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Gruppenbild auf Treppe
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen kümmert sich seit Jahren um den musikalischen NachwuchsBild: Julia Baier

Das Music Lab des Orchesters ruft Jugendliche auf, Teil eines großen Online-Orchesters zu werden, gemeinsam mit den Profis der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Online-Tutorials helfen, den eigenen Sound zu finden und aufzunehmen, auch wenn man kein Instrument spielt. "Gerade klassische Musik hat die Kraft, eine Gesellschaft zu verändern", sagte Schmitt. "Der Opus Klassik ist auch ein wunderbares Signal dafür, dass unsere Arbeit gesehen wird und größere Aufmerksamkeit erhält. Das ist eine schöne Bestätigung für alle Involvierten."

Die große Gala zur Preisverleihung wird am 10. Oktober 2021 vom Zweiten Deutschen Fernsehen übertragen.