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Oh du fröhliche - aber bitte ohne Kinderarbeit

Ana Lehmann20. Dezember 2003

Weihnachtszeit - Geschenkezeit. Doch viele Waren wurden mit Hilfe von Kindern produziert. Nur - was kann man gegen Kinderarbeit tun?

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Man sieht's Geschenken nicht an, ob Kinder mitgearbeitet habenBild: AP

Kleine Jungen und Mädchen sitzen von morgens bis abends an Webstühlen in Teppichfabriken. In Textilfabriken falten Zehnjährige T-shirts oder sammeln Stoffreste auf. Andere Kinder schuften in Gerbereien, wo Schuhe und Fußbälle hergestellt werden, polieren Edelsteine in Schleifereien und helfen bei der Produktion von Nahrungsmitteln.

Weltweit müssen internationalen Angaben zufolge 211 Millionen Kinder unter 14 Jahren arbeiten. Allein in Indien gibt es etwa 50 Millionen Kinderarbeiter. Viele der von ihnen produzierten Produkte Waren landen nun in Industrieländern auf dem Gabentisch.

"Gerade in der konsumorientierten Vorweihnachtszeit sollten wir uns bewusst machen, dass Kinder an der Herstellung von vielen Dingen beteiligt sind, die für uns zum täglichen Leben gehören", sagt Barbara Küppers, Referentin für Kinderarbeit und Sozialstandards beim Hilfswerk Terre des Hommes.

Boykott hilft nicht

Trotz alledem sollte man aber ohne schlechtes Gewissen einkaufen gehen, betont Barbara Küppers. Ein Boykott von Produkten, an deren Herstellung Kinder beteiligt waren, könnte dazu führen, dass die Existenz von Betrieben vor Ort gefährdet wäre. Damit würden nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene ihre Arbeit verlieren. Für die Familien hieße das: noch größere Armut.

"Es geht darum diesen Kindern eine Alternative zu bieten, eine vernünftige Schulausbildung oder eine gute Berufsausbildung, damit sie den Teufelskreis von Kinderarbeit und extremer Armut durchbrechen können und eine andere Chance haben im Leben," meint Barbara Küppers. So bemüht sich Terre des Hommes in seinen Projekten nicht nur um gerechtere Arbeitsbedingungen, sondern baut auch gleichzeitig Schulen oder Berufsschulen auf.

Eltern müssen überzeugt werden

Allerdings sei es nicht immer leicht, die Menschen davon zu überzeugen, auf ihre Kinder als Mitverdiener zu verzichten, meint Barbara Küppers. In Indien stehen die meisten betroffenen Familien in der Kastenhierarchie ganz unten oder sogar außerhalb des Kastenwesens. Sie rechnen sich von vornherein keine Chancen auf Bildung ihrer Kinder aus, weil ihre soziale Stellung ihnen nur Tätigkeiten wie Toiletten reinigen oder Müll aufsammeln gestattet. Zudem sind viele Eltern Analphabeten und haben selbst keine Erfahrung mit dem Lernen.

"Um Kinder zu stärken, müssen ihre Familien stabilisiert werden", wissen die Kinderhilfsorganisationen. Daher fördern sie Frauen und ermöglichen den Familien Kleinkredite, mit denen sie kleine Unternehmen aufbauen können. Je mehr Einkommen eine Familie hat, desto eher kann sie sich die Bildung ihrer Kinder leisten.

Was tun?

Inzwischen ist die Sensibilität für das Thema Kinderarbeit in Deutschland groß, freut sich Barbara Küppers. Viele Leute rufen an, um zu fragen, wie sie sich verhalten sollen. "Wir bitten Verbraucherinnen und Verbraucher darum, nachzufragen bei ihrem Handelshaus, schreiben Sie ruhig einen Brief und fragen, wie halten die es mit Kinderarbeit, werden Zulieferer kontrolliert oder verpflichtet und engagiert sich das Unternehmen. Einige Unternehmen tun das vorbildlich und andere müssen da noch ein bisschen Hausaufgaben machen."

Wer den Kinder helfen möchte, kann spenden oder einfach deutlich gekennzeichnete Waren, die eine Herstellung ohne Kinderarbeit garantieren, kaufen. So schließen beispielsweise das Gütesiegel "Rugmark" im Teppichhandel oder das Gütesiegel "TransFair" bei Lebensmitteln wie Schokolade, Orangensaft, Kakao oder Kaffee aus, das Jungen und Mädchen unter 14 Jahren an der Herstellung beteiligt waren. Darüber hinaus stellen Produkte mit Gütesiegel sicher, dass die Familien ohne die Arbeitskraft der Kinder genügend Einkommen erzielen können.