Nokia-Aktionäre nicken Übernahme ab
19. November 2013Die Zustimmung habe bei mehr als 99 Prozent gelegen, teilte Nokia am Dienstag in Helsinki nach einer Aktionärsversammlung mit. Der Verkauf, der bereits im September angekündigt worden war, soll bis Anfang 2014 vollzogen sein.
Microsoft zahlt in bar 3,79 Milliarden Euro für das Geschäft mit Geräten und Diensten und gibt weitere 1,65 Milliarden Euro für Patentlizenzen auf zehn Jahre aus. Mit dem Verkauf zieht sich Nokia komplett aus dem Endverbraucher-Geschäft mit Mobiltelefonen zurück.
Künftig baut das finnische Unternehmen nur noch Mobilfunk-Netzwerke und Netzwerktechnik und bleibt damit Lieferant der großen Telekommunikationskonzerne. Nokia hatte jüngst den ursprünglich gemeinsam mit Siemens betriebenen Netzausrüster NSN komplett übernommen. Außerdem wird sich Nokia auf die Entwicklung seiner Kartendienste unter der Marke Here fokussieren.
Radikaler Bruch
Mit dem Deal wird sich der Nokia-Umsatz in etwa halbieren. Rund 32.000 Mitarbeiter sollen zu Microsoft wechseln, 56.000 bleiben bei Nokia. Davon arbeiten rund 50.000 bei NSN und der Rest für die Kartendienste.
Rund 14 Jahre lang dominierte Nokia den weltweiten Handy-Markt und verkaufte soviele Geräte wie niemand sonst. Allerdings verschlief Nokia die technische Entwicklung und verlor mit dem Aufkommen der Smartphones ab 2007 massiv an Boden. Gegen die Konkurrenz aus Apples iPhone und den zahlreichen Geräten mit Googles Betriebssystem Android waren die Smartphones mit Nokias eigenem Betriebssystem Symbian chancenlos.
Ergebnis der anschließenden Zusammenarbeit mit Microsoft war dann die Smartphone Reihe Nokia Lumia mit dem Betriebssystem Windows Phone, deren Marktanteil bei Smartphones allerdings im niedrigen einstelligen Prozentbereich blieb.
Dank der starken Position bei günstigen Handys ist Nokia zwar immer noch der zweitgrößte Hersteller von Mobiltelefonen nach Samsung. Bei Smartphones liegt das Unternehmen aber weltweit nur auf Platz acht, so das Marktforschungsunternehmens Gartner.
Seit 1865 ständig im Wandel
Auch Microsoft hat derzeit mit einem Wandel in seinem Kerngeschäft zu kämpfen. Das Betriebssystem Windows und die Bürosoftware Office sind immer noch die wichtigsten Geldbringer des Konzerns - inzwischen werden aber immer weniger PCs verkauft, weil die Nutzer lieber zu Smartphones und Tablets greifen. Microsoft versucht, mit Hilfe von Windows Phone und seinem Tablet Surface auf diesen Zug aufzuspringen, die Marktanteile steigen aber nur langsam.
Nokias bisheriger Chef Stephen Elop gilt auch als ausichtsreichster Kandidat für den Chefposten bei Microsoft. Der längjährige Microsoft-Boss Steve Ballmer hatte seinen Rückzug angekündigt, um dem Wandel der Software-Firma nicht im Wege zu stehen. Mit einer Entscheidung über die Nachfolge wird im Dezember gerechnet.
Für Nokia ist die Trennung vom Handygeschäft nicht die erste Neuausrichtung des Unternehmens. Im Lauf seiner fast 150-jährigen Firmengeschichte hat Nokia schon Papier, Gummistiefel und Kabel produziert. Ab 1963 stellte die Firma dann Funktelefone her, zunächst für das Militär und Notfalldienste. Nach dem Aufbau eines länderübergreifenden Mobilfunknetzes in den 1980er-Jahren in Skandinavien konzentrierte sich Nokia dann ganz auf Handys und Netzwerktechnik. 1992 verkaufte es die übrigen Geschäftsbereiche Kabel, Holzwirtschaft, Gummi und Energieerzeugung.
bea/qu (dpa, afp, reuters)