1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

New Jersey ohne Todesstrafe

14. Dezember 2007

Das erste Mal seit 40 Jahren hat sich ein US-Bundesstaat für die Abschaffung der Todesstrafe entschieden. Exekutionen schrecken nicht ab, könnten die Falschen treffen – und sind zu teuer, so die Begründung.

https://p.dw.com/p/CbWy
Arm einer Person ist am Handgelenk auf einer Armlehne festgeschnallt (Quelle: AP)
Lebenslang statt Tod: In New Jersey soll es keine Hinrichtungen mehr gebenBild: AP Graphics

Im US-Staat New Jersey soll kein Mensch mehr durch den Staat hingerichtet werden. Drei Tage nach dem Senat stimmte am Donnerstag (13.12.2007) auch das Abgeordnetenhaus für die Justizreform. Mit 44 zu 36 Stimmen billigte das Parlament am Donnerstag ein Gesetz, das die Todesstrafe durch eine lebenslange Haft ohne die Möglichkeit einer Begnadigung ersetzt. New Jersey ist damit der erste US-Staat seit über 40 Jahren, der die Todesstrafe in seinen Grenzen verbietet. Zurzeit haben 13 der 50 US-Staaten ein Strafrecht ohne Todesstrafe.

Jetzt muss nur noch Gouverneur Jon Corzine das Gesetz unterschreiben. Der Politiker der Demokraten, seit langem ein erklärter Gegner der Todesstrafe, hat angekündigt, dies innerhalb einer Woche zu tun.

Keine Abschreckung, fehlerhaft, zu teuer

Von hinten fotogradfierte Person, die ein T-Shirt trägt mit rotem Aufdruck "Stop Killing", darunter in schwarz "Abolish the death penalty" (Quelle: dpa)
Menschenrechtler begrüßen die Entscheidung in New JerseyBild: picture-alliance / dpa

Eine Kommission des US-Staats kam Anfang des Jahres zu dem Schluss, dass die Todesstrafe keine abschreckende Wirkung auf Mörder habe. Sie enthalte zudem das Risiko, Unschuldige zu töten, und sei auch teurer als lebenslange Haft. Auf Seiten der Republikaner gab es aber bis zuletzt heftigen Widerstand gegen die Abschaffung der Todesstrafe. Der Abgeordnete Richard Merkt sprach nach der Abstimmung von einem "Sieg für Mörder und Vergewaltiger". Dagegen begrüßte die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International den Schritt und hofft auf eine Signalwirkung für andere Staaten.

Die Entscheidung bedeutet ein Ende der jahrelangen Ungewissheit für acht Männer in den Gefängnissen von New Jersey, die zum Tode verurteilt wurden. New Jersey hatte die Todesstrafe erst 1982 wiedereingeführt. Dennoch wurde schon seit 1963 niemand mehr in New Jersey hingerichtet.

Todesstrafe noch in 36 US-Staaten

Die letzten US-Staaten, die die Todesstrafe abgeschafft haben, waren 1965 Iowa und West Virginia. Später wurde sie in den USA vorübergehend landesweit ausgesetzt, 1976 aber vom Obersten Gerichtshof wieder zugelassen.

Liege mit mehreren darüber gespannten Riemen, Armlehnen am oberen Ende und auf beiden Seite der Liege (Quelle: AP)
Ist die Giftspritze verfassungskonform?Bild: AP

In 36 Staaten können Straftäter weiter hingerichtet werden, unter anderen in Florida, Kalifornien und Texas. Dort fand am 25. September auch die letzte Exekution statt. Seitdem wurde keine Todesstrafe mehr vollstreckt, weil die Justizbehörden auf eine Entscheidung des Obersten Gerichts im kommenden Jahr warten, das über die verfassungsrechtliche Zulässigkeit tödlicher Injektionen zu urteilen hat. Gegner der Todesstrafe machen geltend, dass diese Art der Hinrichtung gegen das Verfassungsverbot einer grausamen und unüblichen Bestrafung verstößt. (rri)