Neue Perspektiven nach dem Tsunami
22. Dezember 2009Bei der durch ein Seebeben ausgelösten Tsunami-Flutwelle waren am 26. Dezember 2004 in Südasien mehr als 230.000 Menschen getötet worden. Besonders betroffen waren Küstenregionen in Indonesien, Sri Lanka, Thailand und Südindien. Noch in Somalia fielen Menschen der Flutwelle zum Opfer. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Auch 552 Deutsche starben bei der Naturkatastrophe oder werden seitdem vermisst.
Spendenbereitschaft ungekannten Ausmaßes
Die Staatengemeinschaft hatte auf die Naturkatastrophe mit einer der größten internationalen Hilfsaktionen der Geschichte reagiert. Entwicklungsminister Dirk Niebel, FDP, dankte am Dienstag (22.12.2009) in Bonn ausdrücklich den deutschen Aufbauhelferinnen und -helfern, die in den Tsunami-Gebieten tätig waren. Zudem erinnerte Niebel daran, dass private Spenden in bisher nicht gekanntem Ausmaß zahlreiche zivilgesellschaftliche und kirchliche Hilfsprojekte ermöglicht hätten. In Deutschland waren 670 Millionen Euro für die Tsunami-Opfer und den Wiederaufbau der von der Flutwelle zerstörten Gebieten gespendet worden.
Von der Bundesregierung war ein Hilfspaket von 500 Millionen Euro hinzugekommen. Es umfasste nach Angaben des Entwicklungsministeriums je ein Länderprogramm für Indonesien und Sri Lanka sowie ein Regionalprogramm Indischer Ozean. Daneben erhielten Indonesien, die Malediven, Myanmar, Somalia und Sri Lanka nach der Katastrophe Nahrungsmittelhilfe.
Deutsches Warnsystem vor Indonesien
In Indonesien investierte die Bundesregierung ein aufwändiges Frühwarnsystem für Tsunamis. Dazu sammeln 160 mit GPS ausgestattete Messstationen im Küstengebiet Informationen. Auf vorgelagerten Inseln werden Pegelstände aufgezeichnet. Etwa 150 Kilometer vor der indonesischen Küste sollen 23 mit Spezialgeräten ausgestattete Bojen das Ausmaß der Wellen erfassen. Zwölf dieser Bojen sind derzeit im Einsatz.
Der Chef der katholischen Hilfsorganisation Caritas-International, Oliver Müller, bezeichnete die ersten Nothilfen in den Tagen nach der Katastrophe, aber auch die sich anschließenden Aufbauprozesse als Erfolgsgeschichte. "Für größte Teile der betroffenen Menschen hat die Hilfe Perspektiven eröffnet, um ihr Leben zu verbessern", sagte Müller der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch bei der psychologischen Begleitung von Menschen, die bei der Katastrophe ihre Angehörigen verloren hätten, sei viel erreicht worden.
Zugleich räumte Müller Probleme bei der Koordinierung der Aktivitäten der zahlreichen Hilfsorganisationen ein. "Da sind Fehler passiert. Vielleicht auch, weil viele Organisationen einen gewissen Druck hatten, schnell sehr viele Spendengelder auszugeben", erklärte der Leiter von Caritas-International. Dabei seien auch fragwürdige Projekte entstanden, etwa der Bau schlüsselfertiger Häuser ohne die Beteiligung der betroffenen Bevölkerung in Indonesien.
Chancen für den Neuanfang
Auch andere Hilfswerke zogen eine positive Bilanz ihrer Arbeit in den vom Tsunami betroffenen Gebieten. So sagte die Geschäftsführerin von Unicef Deutschland, Regine Stachelhaus, vor einigen Tagen in Berlin, die Hilfe "hat sich für unzählige Kinder und ihre Familien als eine echte Chance für einen Neuanfang nach der Katastrophe erwiesen."
Mahnende Worte fand der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters: Der nächste Tsunami werde kommen und durch den Klimwandel vermutlich noch größere Wucht haben.
Autor: Michael Wehling (kna/epd/apd)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot