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Netzwerken und Warten

Manuela Kasper-Claridge (z.Z. Jakarta)20. April 2015

Rund 700 Unternehmer und Politiker sind am Montag in Jakarta zusammengekommen. Indonesiens Hauptstadt richtet derzeit den regionalen Ableger des Weltwirtschaftsforums aus.

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Indonesien Jakarta Straßenhändler
Bild: Bay Ismoyo/AFP/Getty Images

Die Busse hätten eigentlich eine Polizeieskorte bekommen sollen. Denn anders ist es nicht möglich, die Delegierten pünktlich vom Tagungsort, dem Hotel "Shangri La" in Jakarta, zum Cocktailempfang beim indonesischen Vizepräsidenten pünktlich zu transportieren. Es ist 18.30 Uhr und der Verkehr steht still. Doch die Eskorte ist nicht da, vielleicht ist sie im Stau stecken geblieben. Eine rote Ampel ist hier nur ein Angebot und keine Verpflichtung, erzählen die Indonesier.

Im Bus sitzen Unternehmer, Berater und Politiker aus asiatischen Ländern, dazu Amerikaner, Europäer und auch Afrikaner. Sie alle sind Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums zu Südostasien, das das Schweizer WEF in diesem Jahr in Jakarta veranstaltet. Letztes Jahr traf man sich auf den Philippinen, davor in Myanmar und Thailand. Diesmal also Indonesien.

Ein kambodschanischer Jungunternehmer erzählt, dass er zum zweiten Mal dabei ist. Er entwickelt Immobilien. Was das heißt? Er kauft Grundstücke, setzt Gebäude drauf, zum Wohnen oder zum Arbeiten, und vermietet sie wieder. "Phnom Penh boomt", erzählt er.

"Bei uns sind die Straßen fast so voll wie hier", sagt Sam Ang Vattanac und zeigt nach draußen, wo die Autos Stoßstange an Stoßstange stehen. Schnell werden Visitenkarten ausgetauscht.

Unter seiner Adresse steht "Kingdom of Cambodia", Königreich von Kambodscha. Sam Ang träumt davon, dass das Weltwirtschaftsforum einmal in seinem Land stattfindet. Dann könne das Land zeigen, wie weit es schon in der Entwicklung sei. So wie jetzt Indonesien.

Ein Mann aus dem Volk

Tatsächlich besuchen viele der 700 Delegierten sogenannte "Side Events". Das sind Treffen mit Vertretern der indonesischen Regierung oder mit Aktivisten und Sozialunternehmern, aber auch mit Vertretern anderer Länder. Die Räume für die sogenannten "Bilaterals" sind im Halbstundentakt vermietet.

Indonesiens Präsident Joko Widodo
Indonesiens Präsident Joko WidodoBild: Reuters/Y. Shino

Die Eröffnungsrede des Forums hielt der indonesische Präsident Joko Widodo. Seit 20. Oktober 2014 ist er im Amt. Er gilt als Mann des Volkes, hat in früheren Jahren als Tischler und Möbelhändler gearbeitet. "Wir müssen unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft neu erfinden", ruft er den Zuhörern entgegen. Und an die Adresse seines eigenen Landes gerichtet: "Indonesien muss eine ganz wichtige Umstrukturierung durchführen."

Widodo, der im Volk nur bei seinem Spitznamen Jokowi genannt wird, will die Bürokratie abbauen, in den Ausbau der Infrastruktur investieren und die Abhängikeit von Rohstoffen verringern. "Wir müssen wieder mehr produzieren", sagt er.

Starkes Wachstum

Vivian Lau zeigt sich von der Rede beeindruckt. Sie lebt in Hongkong, arbeitet dort mit jungen Leuten. "Indonesien ist doch so wichtig für die Region", sagt sie. "Hier leben fast 240 Millionen Menschen. Wenn es hier vorangeht, haben doch alle in Südostasien was davon."

Die Region ist schon jetzt die wachstumsstärkste der Welt. Ende dieses Jahres wollen zehn Länder eine eigene Wirtschaftsunion gründen, die ASEAN Economic Community, AEC. Geplant ist, die Zölle und Barrieren für Waren und Dienstleistungen schrittweise abzubauen. Mit dabei sind die zehn ASEAN Mitgliedsländer, darunter Indonesien, Thailand, Malaysia, Singapur und Vietnam.

Die Aussicht auf diese Union lässt viele frohlocken. "Es werden 600 Millionen Menschen sein, so wie in Europa oder Lateinamerika", sagt Hans-Paul Bürkner von der Beratungsfirma Boston Consulting. "Das ist ein enormes Potential, die Region wächst sehr schnell, es gibt viele gut ausgebildete Leute, Rohstoffe und eine Infrastruktur, die immer besser wird." Bürkner verbringt viel Zeit in Asien und nimmt auch am regionalen Weltwirtschaftsforum teil.

Der Bus mit den Delegierten ist mittlerweile ein Stückchen vorangekommen. Für einen Kilometer hat er 40 Minuten gebraucht. Das ist hier keine schlechte Zeit. Im Kreisverkehr versuchen Polizisten, den Verkehr zu lenken. Draußen ist es nächtlich schwül. Im Bus werden weiter Visitenkarten ausgetauscht. Die Fahrt hat sich gelohnt - auch wenn das Ziel noch nicht erreicht ist.