Moussa Diaby führt Leverkusen zum Sieg
23. Februar 2020Er freut sich ohne einstudierte Geste, ohne Solo-Lauf, ohne T-Shirt-Ausziehen: Moussa Diaby bleibt nach seinem Tor direkt an der Grundlinie stehen, hebt kurz den Arm zu den eigenen Fans, dreht sich um und lässt sich von seinen Teamkollegen herzen. Es ist die Führung für seinen Klub Bayer 04 Leverkusen, der am Ende gegen den FC Augsburg nach einem 2:0 (1:0)-Erfolg seinen fünften Heimsieg in Serie feiert. Einen großen Anteil gebührt dabei auch dem 20-jährigen Diaby.
So groß die Freude derzeit bei dem jungen Franzosen ist, so groß war auch der Frust am Anfang der Saison. Diaby war für 15 Millionen von Paris St. Germain an den Rhein gewechselt, um mehr Spielpraxis zu bekommen. Doch dann ließ Trainer Peter Bosz den Flügelstürmer in den ersten sechs von neun Spielen auf der Bank schmoren, in den anderen Partien wurde er lediglich eingewechselt. Auf gerade mal 108 Spielminuten kam Diaby in den ersten elf Bundesligapartien.
Knapp 36 km/h schnell
Gegen Augsburg steht er dagegen vom Anpfiff bis zum Abpfiff auf dem Platz - und ist einer der besten Leverkusener. Nicht nur wegen seines Tores in der 25. Minute, dem ein herausragender Diagonalpass seines Teamkollegen Kai Havertz auf Diabys linke Seite vorausgegangen war. Flügelstürmer Diaby demonstriert seine Schnelligkeit, lässt den Ex-Leverkusener Tin Jedvaj einfach stehen, zieht in den Strafraum und drückt mit dem linken Fuß den Ball ins lange Eck.
Knapp 36 km/h - das ist die gemessene Höchstgeschwindigkeit von Diaby. Zusammen mit seinen Dribbelkünsten bindet er Gegenspieler an sich und reißt so Räume für seine Mitspieler auf. "Moussa Diaby ist ein extrem schneller, technisch starker Angreifer, dessen Qualitäten ideal zu unsere Spielidee passen", hatte Sportdirektor Simon Rolfes bei der Verpflichtung im Sommer gesagt.
Drei Tore in den vergangenen vier Spielen
Ein neues Land, ein neue Mannschaft, ein neuer Trainer, eine neue Liga - die Umgewöhnung war nicht einfach für Diaby, der als Nachfolger von Julian Brandt, der nun beim Liga-Rivalen Borussia Dortmund spielt, geholt worden war. "Ich habe dann mit dem Trainer gesprochen und er hat mir erklärt, wo ich mich verbessern soll", erklärte der französische U21-Nationalspieler kürzlich im Interview mit dem Sportinformationsdienst. Offenbar hat das Gespräch viel bewirkt. "Ich habe im Training hart gearbeitet und gezeigt, dass man sich auf mich verlassen kann", so der Franzose. "Der Trainer hat mir dann die Möglichkeit gegeben, zu spielen."
In den vergangenen vier Bundesligapartien hat Diaby drei Tore erzielt, insgesamt sind es nun vier. Die Fans rufen im Spiel gegen Augsburg immer wieder seinen Namen, feiern gute Aktionen von ihm, wie in der 42. Minute, als ein Torschuss von ihm noch abgefälscht wird und knapp am rechten Pfosten vorbei geht. Die Zuschauer goutieren, dass Diaby nicht nur auf lange Bälle wartet, sondern auch nach hinten arbeitet und Bälle erobert.
Ziel: Frankreichs A-Nationalmannschaft
Auch wenn er als Top-Talent gilt, Diaby reicht der Ruf allein nicht aus. "Ich muss mich in Bezug auf meine Abwehrarbeit, bei meinem ersten Ballkontakt und beim letzten Pass verbessern." Gegen Augsburg zeigt sich das ein ums andere Mal, als er mit dem Ball schnell über links in den gegnerischen Strafraum rennt, dann aber zu lange zögert und so weder ein erfolgreiches Zuspiel zu Teamkollegen noch ein erfolgreicher Torschuss dabei herauskommt.
PSG-Trainer Thomas Tuchel wollte Diaby unbedingt halten. Um aber seinem langfristigen Ziel näher zu kommen - in der französischen A-Nationalmannschaft spielen - wollte Diaby zu einem international spielenden Klub wechseln, bei dem er regelmäßig spielen kann. Im Europa-League-Spiel gegen den FC Porto am vergangenen Donnerstag hat Diaby jedoch freiwillig ausgesetzt - weil seine Frau Nachwuchs erwartet. Doch das Kind lässt sich offenbar noch Zeit. So dass Diaby sogar jetzt noch am Sonntag gegen Augsburg spielen konnte. Wie das mit dem Warten geht, bis man zu seinem Einsatz kommt, hat Diaby ja jetzt bestens gelernt.