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Politik

Mindestens fünf Tote bei Anschlag in Israel

29. März 2022

Ein Motorradfahrer schoss in der Stadt Bnei Brak gezielt auf Passanten. Zwei weitere Attacken dieser Art in Israel liegen erst kurze Zeit zurück. Für sie hatte die Terrormiliz IS die Verantwortung übernommen.

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Israelische Sicherheitskräfte sichern den Tatort in der Stadt Bnei Brak in der Nähe von Tel Aviv ab
Israelische Sicherheitskräfte sichern den Tatort in der Stadt Bnei Brak in der Nähe von Tel Aviv abBild: Nir Elias/REUTERS

Blutige Terrorwelle in Israel: Beim dritten Anschlag binnen einer Woche sind fünf Menschen getötet worden. Dies bestätigte ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka. Ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann eröffnete nach Polizeiangaben in Bnei Brak bei Tel Aviv gezielt das Feuer auf Passanten. Polizisten hätten ihn daraufhin erschossen, hieß es. Demnach starb bei dem Versuch, den Angreifer zu stoppen, auch ein israelisch-arabischer Polizist - die Sicherheitskräfte bezeichneten ihn als "Helden". 

Nach israelischen Medienberichten handelt sich bei dem Angreifer um einen Palästinenser aus dem Westjordanland. Amateuraufnahmen im Fernsehen zeigten einen in schwarz gekleideten Mann mit einem Sturmgewehr auf einer Straße in der Stadt Bnei Brak. Dort wohnen viele ultraorthodoxe Juden. Berichten zufolge flüchtete der Täter in Richtung der Nachbarstadt Ramat Gan, wo er demnach erschossen wurde. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.

In der Nacht drang die israelische Armee in den Wohnort des mutmaßlichen Täters im besetzten Westjordanland ein. In dem Ort Jabed nahe der Palästinenserstadt Dschenin seien sechs junge Männer festgenommen worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. 

Zwei Attentate mit "IS"-Bekenntnis

Erst am Sonntag waren bei einem Anschlag in der Küstenstadt Chadera zwei Polizisten und beide Attentäter getötet worden. Bei diesen handelte es sich um israelische Araber aus dem Norden des Landes. Sie wurden von zufällig in der Nähe befindlichen Grenzschützern erschossen. 

Zahlreiche Bewohner von Bnei Brak strömten zu dem Stadtviertel, wo die vier Passanten sterben mussten
Zahlreiche Bewohner von Bnei Brak strömten zu dem Stadtviertel, wo die vier Passanten sterben musstenBild: Nir Elias/REUTERS

Vor einer Woche waren bei einem weiteren Terroranschlag in Beerscheva im Süden Israels vier Menschen getötet worden, zwei Männer und zwei Frauen. Der Attentäter, ein Beduine aus der Negev-Wüste, wurde von Passanten erschossen. Es war einer der schwersten Anschläge mit israelischen Opfern der vergangenen Jahre. Zu den beiden Gewalttaten bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). 

"Mit eiserner Faust" gegen den Terror

Israels Regierungschef Naftali Bennett sagte vor Beginn von Sicherheitsberatungen mit Verteidigungsminister Benny Gantz sowie Militärs und Polizei: "Israel ist mit einer mörderischen arabischen Terrorwelle konfrontiert." Man werde entschlossen und "mit eiserner Faust" gegen den Terror vorgehen.

Der israelische Oppositionsführer Benjamin Netanjahu schrieb bei Twitter, es sei "ein trauriger und schwerer Abend". Israel befinde sich "auf der Höhe einer gefährlichen Terrorwelle, wie wir sie seit Jahren nicht mehr erlebt haben". Er forderte ein entschlossenes Vorgehen, "um den Bürgern Israels Ruhe und Sicherheit zurückzubringen". 

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Angriff und sagte, die Tötung israelischer oder palästinensischer Zivilisten führe nur "zu einer weiteren Verschlechterung der Situation und Instabilität". Dies gelte umso mehr, als man kurz vor dem heiligen Monat Ramadan und christlichen und jüdischen Feiertagen stehe. Abbas fügte hinzu, dass die jüngste Gewalt bestätige, "dass ein dauerhafter, umfassender und gerechter Frieden der kürzeste Weg ist, um Sicherheit und Stabilität für das palästinensische und das israelische Volk zu schaffen".

Auswärtiges Amt warnt vor Gewaltspirale

Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich schockiert und verurteilte die jüngste Gewalttat. "Alle, die Verantwortung tragen und Einfluss haben, müssen diese Gewaltakte klar verurteilen, damit die Gewalt nicht noch weiter eskaliert. Dies gilt umso mehr, um eine Gewaltspirale während der anstehenden Feiertage für Juden, Muslime und Christen zu verhindern", erklärte das Ministerium. Auch der EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell, verurteilte die Tat im Namen der Europäischen Union. "Wir stehen an der Seite Israels in dieser schwierigen Zeit", hieß es in einer Stellungnahme.

Im Westjordanland und Gazastreifen sowie im Libanon kam es nach dem Anschlag in Bnei Brak zu spontanen Freudenfeiern von Palästinensern. Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas nannte den Anschlag eine "natürliche Reaktion auf die Verbrechen der israelischen Besatzungsmacht". Es handele sich um eine "rasche Reaktion auf den Gipfel der Schande in der Negev-Wüste". Am Montag waren Außenminister vier arabischer Staaten, Israels und der USA in dem Wüstenort Sde Boker zusammengekommen. Sie demonstrierten damit den Willen zu einer stärkeren Zusammenarbeit und setzten ein Zeichen gegen den Iran. Die Palästinenser waren an dem Gipfel nicht beteiligt.

sti/nob/kle/ehl (afp, dpa, ap, rtr)