Meuterei in Asylbewerberlager
20. Juli 2013Auf der kleinen, politisch selbstständigen Südseeinsel Nauru (Artikelbild), unterhält Australien Lager, in denen Flüchtlinge interniert werden, bis ihr Asylgesuch behandelt wird. In einem dieser Camps probten jetzt rund 150 Flüchtlinge den Aufstand. Sie hätten versucht, mit Gewalt aus dem Lager auszubrechen, teilte die australische Immigrationsbehörde mit, die das Camp betreibt.
Nach Agenturberichten übernahmen die Asylbewerber für einige Stunden die Kontrolle über das Lager. Mit Messern aus der Lagerküche bewaffnet seien sie auf ihre Bewacher losgegangen. Dann hätten zahlreiche Inselbewohner mit Macheten und Stahlrohren bewaffnet den Sicherheitskräften geholfen, den Aufstand der mehrheitlich aus dem Iran stammenden Flüchtlinge niederzuschlagen. 15 Wachleute hätten Verletzungen erlitten. Mehrere Gebäude auf dem Camp-Gelände sollen bis auf die Grundmauern niedergebrannt sein. Mit der Revolte wollten die Flüchtlinge nach eigenen Angaben gegen ihre lange Internierungszeit protestieren.
Keine Chancen auf Aufenthaltrecht in Australien
Besondere Brisanz erhält der Vorfall durch eine Neuregelung in der australischen Asylpolitik, die Premierminister Kevin Rudd erst am Freitag durchgesetzt hat: Sämtliche Flüchtlinge, die in Booten in australische Gewässer kommen, sollen bereits von diesem Samstag an nach Papua-Neuguinea abgeschoben werden. Damit will Australien vor allem Schlepperbanden das Handwerk legen, die potenzielle Immigranten gegen horrende Gebühren in oftmals nicht Hochsee tauglichen Booten übers Meer transportieren. Dabei geraten die Schiffe immer wieder in Seenot.
Die Zahl der Bootsflüchtlinge in Australien hat sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Noch 2004 kam gerade einmal ein Boot mit 15 Menschen an Bord auf den abgelegenen Kontinent. Allein in diesem Jahr versuchten bislang mehr als 15.000 Flüchtlinge Australien mit dem Schiff zu erreichen, die meisten von ihnen stammen aus dem Nahen und Mittleren Osten.
qu/rb (dpa, afpd+e)