Australien schickt Flüchtlinge weiter
19. Juli 2013Boatpeople, die ohne Einreise-Erlaubnis auf australisches Territorium gelangen, dürfen sich künftig dort nicht mehr niederlassen. Sie werden vielmehr im armen Nachbarland Papua-Neuguinea angesiedelt. Das sieht ein Abkommen vor, das der australische Premierminister Kevin Rudd und sein Kollege Peter O'Neill vom drittgrößten Inselstaat der Welt in der australischen Stadt Brisbane unterzeichnet haben.
Asylsuchende, die etwa auf der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel eintreffen, werden demnach zunächst in das Aufnahmelager Manus Island auf Papua-Neuguinea geschickt. "Falls sie als tatsächliche Flüchtlinge anerkannt werden, werden sie in Papua-Neuguinea angesiedelt", sagte Rudd.
Schlepper abschrecken
Mit der Maßnahme soll die wachsende Zahl sogenannter Wirtschaftsflüchtlinge begrenzt werden, die oft von Indonesien aus auf Booten zu einer gefährlichen Überfahrt in Richtung Australien aufbrechen. Außerdem hätten die Australier genug davon zuzusehen, wie Menschenschmuggler Asylsuchende ausbeuteten, die dann auf hoher See ertrinken würden, sagte Rudd.
Die Weihnachtsinsel ist für Asylsuchende die erste Möglichkeit, australischen Boden zu betreten. Sie liegt 1500 Kilometer vom australischen Festland und 350 Kilometer von Indonesien entfernt. Auf dem gefährlichen Seeweg von Indonesien nach Australien kenterten und ertranken in der Vergangenheit bereits hunderte illegale Einwanderer.
Immer wieder Tragödien auf hoher See
Erst vor zwei Tagen waren im Indischen Ozean vier Passagiere eines Flüchtlingsboots ertrunken. Das aus Indonesien kommende Fischerboot kenterte etwa 130 Kilometer vor der Küste der Weihnachtsinsel. 114 Menschen konnten gerettet werden, wie die australische Marine mitteilte.
Seit Jahresbeginn trafen bereits mehr als 15.000 Asylbewerber in Australien ein. Mehr als ein Drittel von ihnen stammt aus dem Iran. Die zweitgrößte Gruppe stellen Migranten aus Sri Lanka.
Der Umgang mit den Flüchtlingen ist ein wichtiges Thema im Wahlkampf vor der Parlamentswahl im September. In den Umfragen liegt Rudds regierende Labour-Partei deutlich zurück.
kle/gmf (afpe, ape, dpae)