Mehr als 140 Tote nach Luftangriff im Jemen
9. Oktober 2016Bei verheerenden Luftangriffen auf eine Trauerfeier in Jemens Hauptstadt Sanaa sind mehr als 140 Menschen getötet worden, wie UN-Koordinator Jamie McGoldrick mitteilte. Mehr als 525 Menschen wurden nach seinen Worten verletzt. Die Helfer im Jemen seien entsetzt und schockiert über die Luftangriffe auf einen öffentlichen Saal in der Hauptstadt Sanaa, führte der UN-Diplomat weiter aus. McGoldrick forderte eine sofortige Untersuchung des Vorfalls: "Die Gewalt gegen Zivilisten im Jemen muss sofort beendet werden", betonte er.
Der Nachrichtenagentur Saba zufolge ist das saudisch geführte sunnitische Bündnis für die Luftschläge auf die Trauerhalle verantwortlich. Sie fliegt als einzige Macht im Jemen Angriffe. Saudi-Arabien wies jede Verantwortung zurück. Saba wie auch das Gesundheitsministerium unterstehen allerdings den schiitischen Huthi-Rebellen, die gegen die international anerkannte Regierung des Landes kämpfen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz im Jemen kündigte Hilfe an. Unter anderem würden 300 Leichensäcke zur Verfügung gestellt. Unter den Toten und Verletzten sollen auch ranghohe Funktionäre der Huthi-Rebellen sein. Im Internet kursierende Aufnahmen, deren Echtheit sich zunächst nicht unabhängig überprüfen ließ, zeigten eine zerstörte Halle, aus der Flammen schlugen. Sirenen heulten, Menschen riefen durcheinander.
"Willkürliche Bombardements"
Jemens Hauptstadt Sanaa ist seit September 2014 unter der Kontrolle der Huthis, die gegen Truppen der Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi kämpfen. Die Angriffe des saudischen Bündnisses hatten im März 2015 begonnen und trafen neben Huthi-Stellungen immer wieder auch humanitäre Einrichtungen, Märkte oder Hochzeitsgesellschaften. Viele Unbeteiligte wurden dabei getötet. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte kürzlich ihr Personal aus dem Norden des Landes abgezogen und als Gründe "willkürliche Bombardements" und "unzuverlässige Zusicherungen" des Militärbündnisses angeführt.
Die USA stützen den Kurs Saudi-Arabiens und verlangen von den Huthis, sich aus den großen Städten im Jemen zurückzuziehen sowie ihre Waffen abzugeben. US-Außenminister John Kerry hatte trotz der Vielzahl getöteter Zivilisten gesagt, das militärische Vorgehen Riads sei eine Antwort auf die Gewalt aus dem bitterarmen Nachbarland. Die Huthis hatten vor wenigen Tagen einen eigenen Ministerpräsidenten ernannt. Mit diesem Schritt rückte nicht nur eine diplomatische Lösung in weite Ferne. Es wurde auch befürchtet, dass sich der militärische Konflikt mit der Regierung von Präsident Hadi weiter verschärfen könnte. Friedensgespräche der Konfliktparteien waren im August gescheitert.
cr/uh/se (dpa, ap, rtr)