Megastar Taylor Swift unterstützt Kamala Harris
Veröffentlicht 11. September 2024Zuletzt aktualisiert 11. September 2024Kurz nach dem heftigen TV-Streitgespräch von Kamala Harris und Donald Trump, die in acht Wochen für Demokraten und Republikaner bei der Präsidentschaftswahl in den USA antreten, sorgte die US-Sängerin Taylor Swift für einen Coup: Sie sprach sich für Kamala Harris aus. Auf Instagram kündigte Swift an: "Ich werde bei der Präsidentschaftswahl 2024 meine Stimme für Kamala Harris und Tim Walz abgeben."
Zur Begründung schrieb Swift, dass Harris "für die Rechte und Anliegen kämpft, von denen ich glaube, dass sie eine Kriegerin brauchen, die sie vertritt". Begleitet war das Posting von einem Bild von Swift mit einer Katze, unterzeichnet war es mit ihrem Namen und der Bezeichnung "Childless Cat Lady". Dies dürfte eine Anspielung auf eine umstrittene Aussage des republikanischen Vizekandidaten J.D. Vance sein. Dieser hatte 2021 erklärt, Harris und andere Demokraten seien "eine Bande kinderloser Frauen mit Katzen", die unglücklich seien. Inzwischen relativiert er die Aussage als "sarkastische Bemerkung".
Swift hatte Anfang März ihre damals etwa 282 Millionen Follower auf Instagram aufgerufen, sich an den US-Vorwahlen am Super Tuesday zu beteiligen. Die einflussreiche 14-fache Grammy-Preisträgerin empfahl jedoch keinen Kandidaten. In früheren Wahlen hatte sie sich hinter Demokraten gestellt. Im Jahr 2020 plädierte sie Joe Biden.
Warum Swifts Beistand so wichtig ist
Taylor Swift gilt in den USA als eine Art Lichtgestalt. Die 34-Jährige produziert einen Hit nach dem anderen, bricht bei Preisverleihungen regelmäßig Rekorde. Swift hat eine gewaltige Fangemeinde. Auf der "Forbes"-Liste der weltweit einflussreichsten Frauen landete Swift auf Rang fünf. Etwa 53 Prozent der Erwachsenen in den USA gaben in einer Umfrage von 2023 an, Swift-Fans zu sein. Sie gelten als sehr loyal.
Wie die Künstlerin stammen die meisten ihrer Fans in den USA aus Vorstädten oder leben auf dem Land, viele Swift-Fans sind junge Frauen - eine wichtige Wählergruppe. Die Sängerin wurde 1989 im Swing State Pennsylvania geboren, der bei der Wahl besonders hart umkämpft ist. Noch dazu kommt das Bekenntnis des Stars in einem wichtigen Moment. Der Wahlkampf ist in der entscheidenden Phase. Bis zur Wahl am 5. November sind es weniger als acht Wochen, und die Briefwahl startet schon deutlich früher.
Harter verbaler Schlagabtausch
Zu Beginn ihres ersten persönlichen Aufeinandertreffens im National Constitution Center in Philadelphia ging Harris beherzt auf Trump zu und gab ihm die Hand. Der Republikaner erwiderte den Gruß kurz, dann war es vorbei mit der Freundlichkeit: 90 Minuten lang lieferten sich die beiden Rivalen vor einem Millionenpublikum ein hart geführtes TV-Duell, gespickt mit gegenseitigen Angriffen und Sticheleien.
Vor den Kameras gelang es der Vizepräsidentin, Trump mehrfach in die Defensive zu zwingen. Der Ex-Präsident reagierte teils sichtlich wütend, bemühte reihenweise Falschbehauptungen und warf seiner Rivalin wiederholt vor, die USA insbesondere durch eine verfehlte Wirtschafts- und Einwanderungspolitik zugrunde zu richten. Harris konterte, dass Trump sich selbst über das Volk stelle, während sie eine Präsidentin für alle Amerikaner sein werde - mit einem klaren Plan zur Unterstützung der Mittelschicht, Familien und Kleinunternehmen.
Harris trat in dem Duell deutlich schlagfertiger auf als Präsident Joe Biden, der nach einer verheerenden Fernsehdebatte gegen Trump im Juni auf eine erneute Kandidatur zugunsten seiner Stellvertreterin verzichtet hatte. Die 59-Jährige ging Trump bei dem Schlagabtausch zur besten US-Sendezeit am Dienstagabend in Philadelphia in einer ganzen Reihe von Punkten scharf an, etwa wegen seiner zahlreichen Strafverfahren oder seines Verhaltens während des Sturms wütender Trump-Anhänger auf das Kapitol im Januar 2021. Die ehemalige Staatsanwältin lockte den 78-Jährigen ein um das andere Mal aus der Reserve und brachte ihn dazu, sich für Handlungen während seiner Präsidentschaft zwischen 2017 und Anfang 2021 zu rechtfertigen.
Breites Spektrum an Themen
Die Themenpalette reichte von der Wirtschaftslage über Abtreibung, Klimaschutz, ethnische Zugehörigkeit, die Kriege in Nahost und der Ukraine sowie den Afghanistan-Abzug bis hin zur Gesundheitspolitik. Trump streute dabei immer wieder Warnungen vor illegaler Migration und Kriminalität ein.
Inhaltlich brachte die Debatte insgesamt nicht viel Neues zutage. Trump drohte wie gewohnt insbesondere China mit Zöllen etwa auf Elektroautos, warnte vor einem dritten Weltkrieg und wiederholte sein Versprechen, im Falle eines Wahlsiegs den Krieg in der Ukraine noch vor seiner Vereidigung zu beenden. Konkreter wurde er auch diesmal nicht. Er warf Harris vor, eine Marxistin zu sein und Israel zu hassen - was sie prompt zurückwies - und er wiederholte seine seit Jahren vorgebrachte Falschbehauptung, er habe die Wahl gegen Biden 2020 nicht verloren. Harris bekräftigte, dass sie zu den Verbündeten der USA stehen werde, aber auch sie lieferte kein genaues Konzept zur Beilegung der Kriege im Gazastreifen und der Ukraine.
Harris warb für sich als Kandidatin, die das tief gespaltene Land einen und in eine bessere Zukunft führen könne. Noch mehr als für Trump ging es für sie darum, die mehr als 90-minütige Debatte zu nutzen, um sich einem Millionenpublikum genauer vorzustellen. Während Trump landesweit bekannt ist, steht Harris erst seit Bidens Rückzug richtig im Fokus. Beide Kandidaten müssen versuchen, bis zur Wahl Anfang November unentschiedene Wähler von sich zu überzeugen. In Umfragen liegen Trump und Harris seit Wochen in etwa gleichauf, weshalb mit einem engen Rennen gerechnet wird.
Wer hat das Duell gewonnen?
Nach der 90-minütigen Konfrontation vertraten Experten und Meinungsforscher die Ansicht, dass Harris die Diskussion knapp gewonnen habe. So sahen in einer Blitzumfrage des US-Fernsehsenders CNN 63 Prozent der Befragten Harris als Siegerin - gegenüber 37 Prozent für Trump. Unklar ist jedoch, ob dies bei der Wahl in knapp zwei Monaten einen Unterschied macht.
"Ich weiß nicht, ob diese Debatte notwendigerweise den Kurs ändert, aber wir haben in vielen Umfragen in letzter Zeit gesehen, dass Harris zwar innerhalb der Fehlermarge in Führung lag, diese aber leicht abgenommen hat - und ich vermute, dass dieser Trend nach dieser Debatte gestoppt werden könnte", sagte Laura Merrifield Wilson, außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft an der Universität von Indianapolis, der Deutschen Welle. "Ich habe den Eindruck, dass sie insgesamt eine sehr starke Leistung in der Debatte gezeigt hat." Wilson merkt aber auch an, dass Trump ein paar wichtige Aussagen platzieren konnte.
Ines Pohl, Leiterin des DW-Büros in Washington, sagte: "In einer normalen Welt gäbe es kaum eine Frage: Kamala Harris wäre die klare Gewinnerin dieser Debatte. Sie präsentierte sich souverän, selbstbewusst, gut informiert und fähig, das Land in eine bessere Zukunft zu führen." Donald Trump sei hingegen von Harris in die Defensive gedrängt worden, so Pohl. "Er konnte kaum einen vollständigen Satz beenden und spuckte eine Lüge nach der anderen aus, manchmal so irrational, dass es schwer zu glauben ist."
Harris-Team will zweite TV-Diskussion
Der Republikaner selbst fand nach dem TV-Duell, er habe die bisher "beste Debatte" überhaupt geführt, allerdings beschwerte er sich über die Moderatoren des Sender ABC, die parteiisch gewesen seien. "Es war drei gegen einen", schrieb Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social.
Das Harris-Team legte nach dem souveränen Auftritt ihrer Kandidatin direkt noch einmal nach - und forderte Trump gleich zu einem zweiten TV-Duell im Oktober heraus: "Vizepräsidentin Harris ist bereit für eine zweite Debatte. Ist es Donald Trump?", schrieben sie. Trump sagte dem Sender Fox News, Harris wolle das nur, weil sie verloren habe.
kle/se (dpa, rtr, afp, DW)