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Deutschlands neuer Golfstar

16. August 2010

Bisher wurde Profi-Golfen in Deutschland vor allem mit dem Namen Bernhard Langer verbunden. Jetzt hat auch Martin Kaymer ein Major-Turnier gewonnen. In seiner Jugend galt der Golfer als vielversprechendes Fußball-Talent.

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Martin Kaymer mit Siegerpokal in Kohler im US-Bundesstaat Wisconsin. Foto: dpa/pa
Jetzt einer der TopstarsBild: picture-alliance/dpa
Kaymer beim Abschlag in Kohler. Foto: dpa/pa
Nervenstark: Sieg im StechenBild: picture-alliance/dpa

Martin Kaymer ist endgültig aus dem Schatten des deutschen Vorzeige-Golfers Bernhard Langer getreten. Der 25-Jährige aus Mettmann bei Düsseldorf gewann als zweiter Deutscher eines der vier großen Turniere im Golf: die US-PGA-Championship in Kohler im US-Bundestaat Wisconsin. Kaymer setzte sich im Stechen am dritten Extraloch gegen den Amerikaner Bubba Watson durch. Nach vier Runden hatten beide mit jeweils 277 Schlägen gleichauf an der Spitze gelegen. Der Lohn für Kaymer: Ein Preisgeld von 1,35 Millionen Dollar, der Sprung auf Platz fünf der Weltrangliste und die erstmalige Qualifikation für den Ryder Cup Anfang Oktober in Wales, das prestigeträchtige Duell der besten Golfer Europas und der USA. "Es gibt nichts Größeres für einen Golfer, als ein Major-Turnier zu gewinnen", sagte Kaymer nach seinem Triumph. "Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich begreife, was hier passiert ist."

Fast wäre er Fußballer geworden

Viel hätte nicht gefehlt und Deutschlands neuer Golfstar wäre Fußballprofi geworden. Als Jugendlicher kickte Martin Kaymer als Stürmer für Fortuna Düsseldorf und schaffte es sogar in die Regionalauswahl am Niederrhein. "Ich war kurz davor, mit Fußball mein Geld zu verdienen. Aber dann hat mir Fußball, ehrlich gesagt, nicht mehr so viel Spaß gemacht", sagt Kaymer. Mit 16 Jahren sattelte er um, jetzt gab es für ihn nur noch eins: Golf spielen. "Ich habe da für mich die Zukunft gesehen. Ich gehe natürlich auch heute noch gerne ins Stadion, unterstütze den 1. FC Köln ein bisschen. Aber ich denke, es war schon die richtige Entscheidung damals."

Vorbild Ernie Els

Kaymer mit Siegerpokal in München 2008. Foto: AP
Sieger 2008 in MünchenBild: AP

Kaymer stammt aus einer golfbegeisterten Familie. Mit zehn Jahren schlug er im heimischen Golfclub Mettmann bei Düsseldorf seine ersten Bälle. "Mein Vater und meine Mutter haben mich und meinen Bruder zu einer öffentlichen Driving Range mitgenommen. Da haben wir eigentlich angefangen, Golf zu spielen." 2006 wurde Martin Kaymer mit 21 Jahren Profi und sorgte gleich für einen Paukenschlag: Als erstem deutschen Golfprofi gelang ihm bei einem offiziellen Turnier eine 59er-Runde, was selbst Deutschlands Vorzeigegolfer Bernhard Langer nicht geschafft hatte. Den hat Kaymer zwar bewundert, sein Vorbild aber war ein anderer: "Als ich selbst häufiger spielte und auch mehr Golf im Fernsehen schaute, gefiel mir der Südafrikaner Ernie Els am besten. Ich habe ihn vor ein paar Jahren auch kennen gelernt und schon mehrmals mit ihm zusammen Turniere gespielt. Da stimmt das Komplettpaket." Els sagte schon vor drei Jahren über Kaymer: "Das wird ein ganz Großer. Er hat alles, was ein Golfstar braucht."

"Ich bin eher der ruhige Typ"

Kaymer beim Abschlag 2010 in Dubai. Foto: AP
Kaymers Devise: Immer schön ruhig bleibenBild: AP

2008 gewann Kaymer als 23-Jähriger in Abu Dhabi und München seine ersten großen Turniere. Schon damals galt der 1,84 Meter große Deutsche als Shootingstar im Golfsport. Jetzt allerdings, mit dem Sieg bei einem Turnier der Major-Serie, gehört Kaymer zur absoluten Weltspitze. Verrückt machen lässt sich Kaymer aber nicht, weder neben, noch auf dem Platz. "Ich bin eher der ruhige Mensch auf dem Golfplatz. Wenn es um den Sieg geht, muss man natürlich auch mal aggressiv zur Sache gehen. Im Privatleben bin auch der ruhige, 25-jährige Typ." Kaymer hat Wohnungen in Deutschland und den USA, ist aber ständig unterwegs: "Schwer zu sagen, wo ich jetzt häufiger bin. Ich wohne im Prinzip auf der ganzen Welt."

Frei essen im Steakhaus

Bisher konnte der Profigolfer sein Privatleben noch weitgehend unbeobachtet genießen. Einmal, als er in einem Düsseldorfer Steakhaus seine Bestellung aufgab, erzählt Martin Kaymer, habe ihn der Kellner so komisch angeschaut. "Fünf Minuten später kam er mit dem Inhaber des Steakhauses wieder. Und da hat der gesagt: Oh, das ist ja der Martin Kaymer. Sie können hier immer umsonst essen kommen." So etwas passiere ihm jedoch nur ab und zu. Das dürfte sich jetzt gründlich ändern.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher