In der Weltelite angekommen - Martin Kaymer
29. Dezember 2009Nein, Martin Kaymer ist kein Tiger Woods. Eine Feststellung die in diesen Tagen ganz besonders wichtig ist. Zugegeben, über Martin Kaymers Liebesleben weiß man wenig. Doch nicht nur das, unterscheidet den 24-Jährigen Düsseldorfer von der Milliardenmaschine aus Florida.
"Jetzt bin ich leider nur Dritter geworden, aber Dritter in Europa ist ja auch nicht so schlecht“, fasst der sympathische Rheinländer sein zweites Profijahr vor wenigen Tagen zusammen und schiebt fast demütig hinterher: "Ich sehe, dass ich mich von Jahr zu Jahr verbessere und ich denke, dass ich auf dem richtigen und guten Weg bin“. Typische Aussagen für Martin Kaymer, der trotz allen Ehrgeizes auch mit Würde verlieren kann.
Durch harte Arbeit
Kaymers Bescheidenheit kommt nicht von ungefähr. Er ist nicht mit dem Talent eines Tiger Woods gesegnet, der schon als Kleinkind Schläge vollbracht hat, von denen manche Profis nur träumen können.
"Es ist schön, dass ich im nächsten Jahr wieder die ganzen großen Turniere mitspielen kann, die Majors und die World of Champion Events. Deswegen hab ich auch soviel und so hart trainiert die letzten Jahre, damit ich wirklich bei den Riesen-Turnieren dabei sein kann, um mich weiter zu entwickeln“, erklärt er sein Credo. Kaymer ist einer der Weihnachten lieber in Arizona trainiert als auszuruhen.
Vorbild Ernie Els
Beobachtet man Kaymer auf dem Platz, dann erinnert er unheimlich an den südafrikanischen Majors Sieger Ernie Els. Nicht ohne Grund das Vorbild des Deutschen. Beide sind ähnliche Spielertypen. Groß, kräftig. Nichts von dem katzenhaften mit dem Woods über den Platz schleicht. Als Kaymer vor drei Jahren bei den BMW International Open mit Ernie Els auf die Runde gehen darf, ist das für ihn wichtiger als seine Scorecard. Mittlerweile lässt der Deutsche den Südafrikaner regelmäßig hinter sich.
Zum Beispiel seit zwei Jahren beim Saisonauftakt in Abu Dhabi. Nach seinem Sieg letztes Jahr gelang ihm 2009 dort ein zweiter Platz. Ideal um gleich zu Saisonbeginn auf sich aufmerksam zu machen. Zwei Wochen später unterstrich er seine Leistung mit einem 4.Platz in Dubai. Unter Anwesenheit der kompletten Weltelite.
Achterbahn
Nach einigen durchschnittlichen Ergebnissen folgen zwei schwache Auftritte bei den ersten zwei Major Turnieren des Jahres. Sowohl beim Masters als auch bei den US Open scheitert er frühzeitig am Cut.
Und als er dann im Juni bei den BMW International Open als Titelverteidiger wieder nach den ersten zwei Tagen draußen ist, hört man erstmals das Wort "Krise“.
Doppeltriumph
Doch Kaymer gewinnt die beiden folgenden Turniere in Frankreich und Schottland. "Das ist natürlich sehr sehr besonders zwei Turniere in Folge zu gewinnen“ strahlt Kaymer nach seinem Triumph in Schottland und verweist auf den anderen großen deutschen Golfer: "Ich glaube, ich war auch der erste Deutsche, der das geschafft hat. Das ist halt was ganz besonderes, was nicht jeder Sportler in unserer Sportart schafft“ Was er meint: Noch nicht einmal Golflegende Bernhard Langer.
Ende August erzielt er als Sechster bei der US PGA Championship sein bislang bestes Ergebnis bei einem der Major Turniere. "Das sind natürlich die großen Turniere die wir haben“, freut er sich, denn schließlich sei es ja gigantisch mit den besten Spielern der Welt mithalten zu können. Typisch Kaymer - obwohl er längst dazu gehört, ist jeder Tag als Profi immer noch etwas ganz besonderes.
Rückschlag durch Kartunfall
Mitte August ist Martin Kaymer nun erstmals die Nummer 1 in Europa, als er sich ausgerechnet beim Freizeitvergnügen Kartfahren den Mittelfuß und mehrere Zehen bricht. "Zwei Monate war ich wirklich außer Gefecht gesetzt, war nur zu Hause“, erinnert er sich an die triste Zeit, als er gar kein Golf spielen und auch nicht trainieren konnte. Mitte Oktober kehrt Martin Kaymer dann auf den Golfplatz zurück und wird auf Anhieb zweiter beim Castello Masters.
Beim abschließenden über die Europeantour-Rangliste entscheidenden Dubai World Championship landet der Düsseldorfer schließlich im Mittelfeld. Trotzdem sichert er sich mit 2,86 Millionen Euro Preisgeld den 3. Platz in der Europäischen Rangliste – und ist, wenn man die Werbeverträge hinzurechnet, bereits in seinem zweiten Profijahr einer der Großverdiener im deutschen Sport!
Ryder Cup
Im Moment ist er wieder in Arizona beim Training. Putten statt Spekulatius. Mitte Januar steht wieder Abu Dhabi an. Ein guter Saisonstart wäre wichtig, denn er hat einiges an Punkten aus 2009 zu verteidigen. Außerdem gibt es 2010 etwas, das Martin Kaymer noch fehlt. "Das ist natürlich mein großes Ziel nächstes Jahr in Wales dabei zu sein und Europa dabei zu helfen, den Ryder Cup wieder zu holen“, schwärmt er von seinem großen Vorhaben fürs kommende Jahr. Und wohl kaum einer zweifelt daran, dass er dieses Ziel auf seine Art erreichen wird. Durch harte Arbeit!
Autor: Taufig Khalil
Redaktion: Wolfgang van Kann