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Mann der Stunde

Daniel Scheschkewitz, Washington DC3. März 2004

Am so genannten Superdienstag hat der Demokrat John Kerry das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei klar für sich entschieden. Das Rennen zwischen ihm und George W. Bush ist noch völlig offen.

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Der "Superdienstag" (2.3.32004) sollte den Ausschlag geben, und so kam es dann auch. Mit Vorwahlsiegen in neun von zehn Bundestaaten ist John Kerry, der Senator aus Massachussetts, seinem Ziel, Amerikas nächster Präsident zu werden, ein gutes Stück näher gekommen. Zumindest die Nominierung in der Demokratischen Partei wird ihm nun nicht mehr zu nehmen sein.

Und Präsident George W. Bush, den Kerry am 2. November 2004 schlagen muss, wird langsam nervös. Seine Umfragewerte bleiben seit Wochen hinter denen Kerrys zurück. Früher als geplant hat Bush nun auch selbst Wahlkampf begonnen. Das Rennen Bush gegen Kerry verspricht spannend zu werden.

Amerikaner sind gespalten

Wie vor vier Jahren ist das amerikanische Volk gespalten. 50 Prozent der Wähler neigen den Demokraten, 50 Prozent den Republikanern zu. Wenige Stimmen in einzelnen Staaten können den Ausschlag geben, ebenso wie ein einzelnes Ereignis - etwa die Festnahme Osama Bin Ladens - kurz vor der Wahl. Aber nicht nur die Themen Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung, der Irak, der Kampf gegen den Terror und Amerikas Ansehen in der Welt werden dem Wahlkampf ihren Stempel aufdrücken. Viel wird auch von der Persönlichkeitsdarstellung der Kandidaten selbst abhängen.

Wird es John Kerry gelingen, sich nicht bloß als erfahrener und versierter Politiker, sondern auch als sympathischer Mensch zu präsentieren, oder werden ihn die Wähler als zu intellektuell und verschroben ablehnen? Wird Präsident Bush weiterhin erfolgreich den netten Kerl mit starkem Charakter geben, oder werden ihn die Wähler diesmal vor allem als Lügner in Sachen Massenvernichtungswaffen sehen.

Bush versus Kerry: gegensätzliche Typen

Bush gegen Kerry ist auch ein Gegensatz in Persönlichkeiten. Der robuste Texaner steht gegen den feinfühligen und gebildeten Patrizier aus dem liberalen Ostküsten-Establishment. Kerrys Herkunft ist seine vielleicht größte Schwachstelle. Er wäre nun gut beraten, sich für den Posten des Vize-Präsidenten einen "running mate" - einen zweiten Mann - zu suchen, dem die Sympathie der einfachen Leute vor allem in den für die Entscheidung so wichtigen Südstaaten zufliegen.

Hierbei drängt sich John Edwards geradezu auf. Der Sohn eines Fabrikarbeiters aus South Carolina hat es in seinem Vorwahlkampf auf geradezu brillante Weise verstanden, an die Gefühle der Menschen zu appellieren. Besonders wenn es um die in den USA so weit verbreitetet soziale Ungerechtigkeit geht.

Aber für wen sich Kerry auch entscheiden mag. Bis zum November kann noch viel passieren. Die aktuellen Meinungsumfragen, die Kerry gegenüber Bush schon jetzt im Vorteil sehen, sind bestenfalls eine Momentaufnahme. Das Rennen um das Weiße Haus ist absolut offen. Und es hat eben erst begonnen.