Magnus Carlsen: "Ich habe es verbockt"
21. November 2018Vielleicht hatte Magnus Carlsen einfach keine Lust, schon wieder mit einer Punkteteilung vor die Presse zu treten. Statt in das am Ende unvermeidbare neunte Unentschieden hintereinander gegen Fabiano Caruana einzuwilligen, spielte der sichtlich frustrierte Weltmeister einfach weiter. Dabei war auf dem Brett um den 40. Zug herum eine Stellung entstanden, in der beide Spieler neben ihrem König nur noch einen Läufer und zwei Bauern besaßen. Die ungarische Großmeisterin Judit Polgar konnte sich das Lachen nicht verkneifen: "Die wollen wohl diesmal bis zum blanken König spielen", witzelte die beste Schachspielerin aller Zeiten als Kommentatorin der offiziellen Online-Übertragung. Im 56.Zug war es dann endlich soweit: Die Spieler setzten ihre Unterschriften unter das Remis Nummer neun.
Starke Eröffnung des Weltmeisters
Zuvor war der norwegische Champion zum ersten Mal in dieser Weltmeisterschaft mit den weißen Steinen mit Hilfe der "Englischen Eröffnung" gut aus den Startlöchern gekommen. In einer typischen Carlsen-Stellung hatte der Weltmeister zunächst die besseren Möglichkeiten. Zudem zog er sehr viel schneller als sein US-amerikanischer Gegner - ein Zeichen dafür, dass diesmal die Eröffnungsvorbereitung des Norwegers besser funktionierte. "Ich hatte wenig Zeit und dachte deshalb, es sei besser, die Stellung zu vereinfachen", beschrieb der Herausforderer diesen kritischen Moment der Partie. Caruana tauschte einen seiner Läufer gegen Carlsens Springer ab und räumte dem Weltmeister so einen kleinen, aber stabilen Vorteil ein.
Carlsen, der als großer Experte für derartige vermeintlich einfache Stellungen gilt, witterte seine Chance. Doch in der Folge gelang es Caruana, weitere Figuren abzutauschen bis die Gewinnchancen des Titelträgers verflogen waren - einmal mehr gab es keine Gewinnpartie bei dieser Weltmeisterschaft. "Ich dachte, ich hatten einen komfortablen Vorteil, aber ich habe es verbockt", sagte ein sichtlich enttäuschter Carlsen nach der Partie. Das erneute Remis bedeutet, dass jetzt den Spielern noch drei Partien bleiben, um eine Entscheidung in der klassischen Bedenkzeit herbeizuführen. Steht es dann immer noch unentschieden, geht es in London mit Schnellschach weiter, die Lieblingsdisziplin des 27-jährigen Magnus Carlsen.
Magnus Carlsen mit Veilchen
Schon vor der neunten Partie hatte der Weltmeister für viel Gesprächsstoff mit einen Sportunfall am Ruhetag gesorgt. Carlsen, der auch abseits des Schachbretts als überaus ehrgeizig gilt, stieß beim Fußballspielen mit dem Kopf eines Gegenspielers zusammen. Auf seinem Instagram-Profil postete der Norweger daraufhin ein Bild von sich mit einem blauen Auge. Zur Partie trat Carlsen mit einem Pflaster über dem rechten Auge an. Trockener Kommentar seines Gegners Fabiano Caruana: "Ich schaue mir während der Spiele das Gesicht von Magnus normalerweise nicht so häufig an”. Caruana hat dann doch eher die letzten drei Runden im Blick: "Da ist noch viel Schach zu spielen."