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Möglichkeiten für Frauen in arabischen Ländern

Mareike Aden22. Oktober 2005

Die arabische Welt hat ein weibliches Gesicht. Der Westen will es aber nicht sehen, meint die marokkanische Schriftstellerin Fatema Mernissi - und steht damit auf der Buchmesse nicht allein.

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Fatema Mernisse (l.) und Shaika Mai al KhalifaBild: DW

Sie hat es so satt. Alle wollen mit ihr nur über zwei Themen reden: Den Terror und den Schleier. Über westliche Medien hat die marokkanische Schriftstellerin Fatema Mernissi sich schon oft geärgert. „Niemand erkennt, was wirklich vor sich geht in der arabischen Welt", sagt sie in einer Diskussionsrunde auf der Frankfurter Buchmesse. Dort will sie nun erklären was derzeit "das Thema überhaupt" in der arabischen Welt ist: die digitale Revolution. "Von dem digitalen Chaos profitieren vor allem die Frauen", sagt Fatema Mernissi. Denn: "Kommunikation ist die einzige Waffe, von der Frauen wirklich etwas verstehen."

Anders als Scheherezade

Seit das Internet und die Satelliten die "Grenzen zwischen privaten und öffentlichem Leben sprengen, sei es für Frauen leichter geworden, ihre Meinung zu äußern. "Scheherezade durfte nur in der Nacht sprechen", sagt sie in Anspielung auf die Prinzessin aus den "Märchen aus 1001 Nacht", die ihrem König nachts Geschichten erzählte, um nicht hingerichtet zu werden. "Dank des Internets und der Satelliten kann sie nun sprechen, wann sie will." Künftig werde es in der arabischen Welt noch mehr Frauen in wichtigen Positionen, vor allem aber im Kulturbereich, geben.

Erfolgreiche Frauen gebe es aber schon heute. Das müsse die westliche Welt "endlich verstehen", betont Fatema Mernissi immer wieder. "In den arabischen Ländern hatten Frauen schon immer etwas zu sagen." Auch Shaika Mai al Khalifa, Kultur-Staatssekretärin im Königreich Bahrain, die neben ihr auf dem Podium sitzt, fordert: "In Europa und den USA muss bekannt werden, dass die arabische Welt längst auch ein weibliches Gesicht hat."

"Überall gute Möglichkeiten"

"Ein Beispiel, keine Ausnahme" für den Erfolg von Frauen in der arabischen Welt, sei Mai al Khalifa, die ebenfalls Schriftstellerin und Gründerin eines Kulturzentrums ist, sagt Fatema Mernissi. Die Bahrainerin Mai al Khalifa selbst ist der Meinung, dass es mittlerweile "überall in den Golfstaaten gute Möglichkeiten" für Frauen gebe sich zu behaupten, auch wenn das in ihrer Heimat "besonders ausgeprägt" sei.

Junge Iranerinnen spielen Fußball
Junge iranische Frauen spielen am 1.4.2004 im zentral gelegenen Laleh Park in Teheran Fußball.Bild: dpa

Überall in den Golfstaaten gute Möglichkeiten für Frauen? Den Optimismus der beiden Frauen teilen bei weitem nicht alle. Ein Bericht des UN-Entwicklungsfonds für Frauen (UNIFEM) aus dem Jahr 2004 über die Situation von Frauen in der arabischen Welt bestätigt zwar, dass immer mehr arabische Frauen wichtige Positionen im gesellschaftlichen und politischen Leben besetzten. Doch gleichzeitig betont der Bericht: Es muss noch mehr getan werden für Frauen, als schon geschehen ist. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International stellte in einem aktuellen Bericht zur Lage der Frauen in den Golfstaaten fest, das die Gleichberechtigung der Frau dort längst nicht erreicht ist. Das bestätigt auch Regina Spöttl, Golfstaaten-Expertin bei Amnesty International, die selbst sechs Jahre in Saudi Arabien gelebt hat: "Frauen haben in diesen Ländern nur sehr begrenzte Möglichkeiten sich öffentlich einzubringen."

"Gleiche Probleme wie im Westen"

"Frauen in der arabischen Welt haben die gleichen Probleme wie Frauen im Westen", sagt dagegen die bahrainsche Kulturstaatssekretärin Mai al Khalifa. In ihrem Leben habe es bisher nie eine Rolle gespielt, "ob ich ein Mann oder eine Frau bin". Ob es für sie selbst eine Rolle spielt, dass sie eine Frau ist? "Das ist eine merkwürdige Frage, die ich mir noch nie gestellt habe." Ihr Geschlecht will die Politikerin und Autorin "nicht hervorheben". Dennoch müssen die Frauen in der arabischen Welt mehr Werbung für sich machen: "Dann wird der Westen nicht mehr denken, wir Frauen haben in unseren Ländern nichts zu sagen."

Doch auch wenn sich für Frauen in den Golfstaaten bereits vieles zum Positiven verändert hat, sind im Durchschnitt bisher nur 29 Prozent von ihnen beruflich aktiv. Selbst in Bahrain, dem laut Regina Spöttl von Amnesty International "fortschrittlichstem Land" der Golfregion, sind Frauen Beschränkungen auferlegt. So verbietet das genannte Arbeitsrecht des Landes Frauen in "gefährlichen" Berufen, zum Beispiel mit Chemikalien oder Maschinen, oder nachts zu arbeiten. Scheherezade kann zwar nun sprechen wann sie will - arbeiten darf sie in Bahrain bisher nur am Tag.