Libyscher Premier stellt sich vor Küstenwache
20. Juli 2018Mit Blick auf Berichte, wonach die Küstenwache Menschen in Seenot zurücklasse, sprach er in der "Bild"-Zeitung von "ungeheuren Vorwürfen", die nicht zuträfen und von den Verantwortlichen bereits klar gestellt worden seien. Eine spanische Organisation hatte der libyschen Küstenwache vorgeworfen, sie habe zwei Frauen und ein Kind auf hoher See zurückgelassen.
"Wir werden allein gelassen"
"Wir retten jeden Tag hunderte Menschen vor der Küste Libyens, ununterbrochen sind unsere Schiffe unterwegs", versicherte Fajis al-Sarradsch. Allerdings sei weitere technische und finanzielle Unterstützung nötig, "damit wir noch schneller und effektiver retten können". Der Politiker weiter: "Wir Libyer werden immer noch sehr allein gelassen bei der Rettung."
Gleichzeitig müsse die Staatengemeinschaft die Missstände in Afrika angehen, um zu verhindern, dass sich Menschen überhaupt auf den gefährlichen Weg Richtung Europa machten, forderte al-Sarradsch. "Es gibt keinen globalen Plan, um die Flüchtlingskrise zu lösen. Libyen ist nur das Transit-Land, das die Menschen für ihre Flucht nutzen."
"Ankerzentren wird es bei uns nicht geben"
Auf die Frage, was er von möglichen Ankerzentren in seinem Land halte, sagte al-Sarradsch: "Nein, das wird es bei uns nicht geben. Wir sind absolut dagegen, dass Europa ganz offiziell bei uns illegale Migranten unterbringen will." Er wundere sich "schon sehr darüber, dass in Europa mittlerweile niemand mehr Migranten aufnehmen will, aber uns bittet, hier weitere hunderttausende aufzunehmen". Die EU hatte sich bei ihrem Gipfel Ende Juni auf eine Verschärfung ihrer Einwanderungspolitik verständigt. Sie will unter anderem Migranten in Aufnahmezentren außerhalb der EU unterbringen.
Zu den Lebensbedingungen von Migranten in seinem Land sagte der libysche Premier: "Wir haben Flüchtlingsunterkünfte für mehrere zehntausend Menschen geschaffen." Zugleich jedoch hielten sich in Libyen mehrere hunderttausend illegale Migranten auf, was die Sicherheitslage massiv verschlechtere. "Darunter sind Terroristen, Kriminelle und Menschenschmuggler, die keinen Wert auf Menschenrechte legen."
Um die Zustände zu verbessern, müsse man diese Strukturen bekämpfen, aber auch dafür sei mehr internationale Hilfe unabdingbar, sagte der Politiker. "Das fängt bereits bei unseren Landgrenzen an, die dringend besser überwacht werden müssen."
haz/cvo (kna, dpa)