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Kommentar: Zwei Welten

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Miodrag Soric
25. September 2015

Kam eigentlich etwas heraus beim chinesisch-amerikanischen Gipfel? Kaum, sagt Miodrag Soric. Am bemerkenswertesten scheint ihm, wie blass und hölzern Xi wirkt im Vergleich zu Obama - und zum Papst.

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Xi Jinping und Barack Obama in Washington
Bild: picture-alliance/dpa/E.S. Lesser

Demokratie und Diktatur. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den großen Unterschied deutlich machen. Am Ende ihres Treffens gaben die Präsidenten der USA und Chinas eine gemeinsame Pressekonferenz. Journalisten fragten, die Politiker antworteten. Obama sprach frei. Auch als er den plötzlichen Rücktritt des Sprechers des Repräsentantenhauses kommentieren musste.

Präsident Xi hingegen wich bei der Pressekonferenz kaum von den vorgefertigten Texten ab, die vor ihm auf dem Pult lagen. Selbst dann nicht, als ihm eine chinesische Frau eine offenbar abgesprochene Frage stellte und der Präsident lange in seinen Unterlagen wühlen musste, bis er endlich den entsprechenden Textbaustein fand. Souveränität und Stärke sehen anders aus.

Xi und Obama kommen aus zwei unterschiedlichen Welten. Das erklärt die Schwierigkeiten, die beide haben, Gemeinsamkeiten zu finden. Etwa bei den Themen Achtung der Menschenrechte, Pressefreiheit, Schutz des geistigen Eigentums. Die USA sind, bei allen Schwächen, ein Rechtsstaat, eine Demokratie. China ist das noch lange nicht.

Viel heiße Luft im Rosengarten des Weißen Hauses

Und doch haben beide gemeinsame Interessen. Etwa beim Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Beide Seiten wollen keinen Iran mit Atomwaffen, keine unberechenbare Regierung in Nord-Korea. Nicht wirklich weiter gekommen sind die USA und China beim Thema Cybersecurity. Auch die Ergebnisse beim Klimaschutz blieben vage. Dieser Gipfel brachte keinen Fortschritt, kaum vorzeigbare Ergebnisse. Strittige Fragen wurden delegiert an Arbeitskreise. Xi und Obama versteckten sich bei der Pressekonferenz hinter Phrasen wie „produktives Treffen“ oder „gegenseitiger Respekt“.

Für Xi war der gemeinsame Auftritt mit dem mächtigsten Mann der Erde wichtiger als umgekehrt. Der Gast aus Peking bekam, was er wollte: 21 Salut-Schüsse und einen öffentlichen Auftritt mit Obama - der den chinesischen Gast allerdings hölzern aussehen ließ, eben wie einen kommunistischen Apparatschik.

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Miodrag Soric, DW-Korrespondent in Washington

Ganz anders wurde unmittelbar zuvor in Washington der Papst willkommen geheißen. Nicht, was die Form betrifft, die interessiert vor allem Diplomaten. Der Unterschied wurde deutlich beim Inhaltlichen, bei den Werten, von denen Franziskus spricht und die er vorlebt. Papst Franziskus hat in den USA mit seiner demütigen Art die Herzen aller gewonnen, gleich welcher Partei, ob Politiker oder einfache Menschen. Die große Achtung war ihm fast schon unangenehm, die man ihm entgegenbrachte.

Sicher, der direkte Vergleich zwischen Xi Jinping und Papst Franziskus ist unfair: Millionen Amerikaner identifizieren sich mit der katholischen Kirche. Xi hingegen ist der Vertreter einer Großmacht, die die USA immer mehr herausfordert.

Dennoch sticht ins Auge, wie unterschiedlich beide in Washington empfangen wurden. Xi wurde, teilweise widerwillig, Respekt gezollt. Dem Papst aber flogen die Herzen zu. Auch das: zwei Welten.