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Kopf hoch, DFB-Frauen!

29. Juni 2019

Die Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Schweden ist keine unglückliche. Dennoch, meint Stefan Nestler, verdient das junge deutsche Team Respekt - und Geduld, damit es sich in Ruhe weiterentwickeln kann.

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FIFA Frauen-WM 2019 | Deutschland vs. Schweden
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Man konnte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die große Anspannung während des Spiels und die Enttäuschung hinterher ansehen. Während der 90 Minuten in Rennes beobachtete sie häufig mit verkniffenem Gesicht das Geschehen auf dem Platz. Mit versteinerter Miene lief sie hinterher über den Rasen und versuchte irgendwie, ihre Spielerinnen zu trösten.

Das hatten sich alle im DFB-Tross sicher ganz anders vorgestellt. Schließlich war das deutsche Team mit dem vermeintlichen psychologischen Vorteil in die Partie gegangen, dass Gegner Schweden seit 24 Jahren bei großen Turnieren nicht mehr gegen  Deutschland hatte gewinnen können. Doch von einem mentalen Plus war im DFB-Team bis auf die gelungene Anfangsphase wenig zu spüren. Später kippte es eher ins Minus. Die Schwedinnen strotzten vor Selbstbewusstsein - und verdienten sich auch spielerisch den 2:1-Erfolg im WM-Viertelfinale redlich. Sie gewannen die meisten Zweikämpfe und waren torgefährlicher.

Fußballmärchen kann man nicht bestellen

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Es war also keine unglückliche Niederlage der deutschen Mannschaft, sondern eine, die zeigte, dass vor Voss-Tecklenburg noch eine Menge Arbeit liegt. Zum ersten Mal lag ihre junge Mannschaft bei diesem Turnier zurück, und man spürte förmlich, wie diese neue Situation einige der weniger erfahrenen Spielerinnen geradezu lähmte. Vor allem die Abwehr vor Torfrau Almuth Schult wackelte bedenklich. Natürlich wäre es eine tolle Geschichte gewesen, wenn die zur Pause eingewechselte Dzsenifer Maroszan bei ihrem Comeback nach ihrem Zehenbruch im WM-Auftaktspiel gegen China zur Matchwinnerin geworden wäre. Doch Fußballmärchen kann man eben nicht bestellen.

Großes Potential

Anders als beim blamablen Vorrunden-Aus der Männer-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland kann man den deutschen Fußballerinnen und der Bundestrainerin absolut keinen Vorwurf machen. Ganz im Gegenteil. Martina Voss-Tecklenburg ist gerade mal ein gutes halbes Jahr auf ihrem Posten. Vor dem WM-Start hatte sie nur vier Länderspiele, um dem DFB-Team ihre Spielidee zu vermitteln. Mutig bot sie auch sehr jungen, international noch unerfahrenen Spielerinnen die Chance, sich gleich bei einem großen Turnier zu beweisen. Und viele nutzten sie. Als Beispiele seien die 17 Jahre alte Lena Oberdorf, die 18-jährige Klara Bühl und die 19 Jahre alte Giulia Gwinn genannt, die ihr großes Potential mehr als nur andeuteten.

Fussball - FIFA Frauen-WM - Deutschland - Spanien
Starkes WM-Debüt: Lena OberdorfBild: picture alliance / SvenSimon

Dass die Mannschaft trotz der frühen Verletzung von Spielmacherin Dzsenifer Maroszan das Viertelfinale erreichte, ist eine Leistung, die nach dem bitteren K.o. nicht kleingeredet werden sollte. Allerdings verklärte der Umstand, dass die Abwehr bis zum Spiel gegen Schweden ohne Gegentreffer blieb, den Blick darauf, dass die Defensive auch schon vorher durchaus anfällig war. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Gegnerinnen nutzten die Schwedinnen dies eiskalt aus.

Noch lange nicht am Ziel

Sei es drum. In jedem Prozess - und in einem solchen befindet sich das deutsche Frauen-Team - gibt es auch einmal Rückschläge. Wichtig ist, aus dem Scheitern die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die WM hat gezeigt, dass Martina Voss-Tecklenburg auf dem richtigen Weg ist, aber noch lange nicht am Ziel. Man sollte ihr die nötige Zeit geben, diese vielversprechende Mannschaft weiterzuentwickeln. Auch wenn mit dem Viertelfinal-Aus gleichzeitig der Olympiastart 2020 in Tokio verspielt wurde - es wird weitere Chancen geben, sich auf höchstem Niveau zu beweisen. Also, Kopf hoch!

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Stefan Nestler Redakteur und Reporter