1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

DFB-Frauen im WM-Viertelfinale

Tobias Oelmaier
22. Juni 2019

Dank einer soliden eigenen Leistung gegen Nigeria und vor allem dank einer souveränen Schiedsrichterin aus Japan erreichen die deutschen Fußball-Frauen die Runde der besten Acht beim FIFA-WM-Turnier in Frankreich.

https://p.dw.com/p/3KvAA
FIFA Frauen-WM 2019 | Deutschland v Nigeria
Bild: Reuters/E. Foudrot

Vier mal Videobeweis allein in der ersten Hälfte. Und viermal entscheidet Yoshimi Yamashita richtig. Damit ist die Schiedsrichterin aus Japan die beste Frau auf dem Platz im ersten Achtelfinale der FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft in Frankreich. Denn bei der Partie zwischen Deutschland und Nigeria in Grenoble können die kickenden Protagonistinnen nur selten wirklich überzeugen. Die DFB-Spielerinnen etwas mehr, die aus Nigeria etwas weniger. Am Ende steht trotzdem ein 3:0 (2:0), in dem Alexandra Popp (20. Minute), Sara Däbritz (27.) und Lea Schüller (82.) den Traum vom Titel aufrecht erhalten.

Die ersten Minuten bei sommerlichen Temperaturen gehörten den Afrikanerinnen, aber schon die erste gefährliche Szene führte dann zum Tor für Deutschland. Nach einer Ecke von Lina Magull flogen gleich zwei Abwehrspielerinnen unter dem Ball durch, Kapitänin Popp musste im Fünfmeterraum nicht mal hochspringen, um ins Netz einzunicken. Doch dann herrschte zunächst Verunsicherung, denn die Schiedsrichterin bekam offenbar ein Signal von außen, dass Svenja Huth der nigerianischen Torhüterin in Abseitsstellung möglicherweise die Sicht verstellt hatte.

Erst nach bangen Minuten erfolgte dann der Bestätigung: Tor für Deutschland. Popp quittierte es mit einem erleichterten Lächeln. "Ich hab mich gefragt, was denn eigentlich Sache war. Wir waren völlig im Unklaren", sagte die Jubilarin nach ihrem 100. Länderspiel im ZDF. "Gott sei dank war es regulär und hat uns die Sicherheit gegeben für das restliche Spiel."

Doppelte Standardstärke

FIFA Frauen-WM 2019 | Deutschland v Nigeria
Korrektur: Alexandra Popp sieht nach Intervention des VAR gelb von Schiedsrichterin Yoshimi Yamashita - statt der irrtümlich verwarnten Giulia GwinnBild: Reuters/E. Foudrot

Gefühlt nur wenige Augenblicke später hatte der Video Assistant Referee seinen nächsten Einsatz: Eine unbeholfene Abwehraktion Evelyn Nwabuoku im Strafraum - statt des Balls traf sie mit den Stollen das Knie von Magull. Die meisten der 13.000 Zuschauer im Stadion und auch die am Fernseher hatten die Aktion kaum wahrgenommen. Doch dann wieder die Geste von Yamashita: Videobeweis. Nach kurzer Studie der Szene auf dem Monitor am Spielfeldrand die Entscheidung: Strafstoß. Diese Gelegenheit ließ sich Sara Däbritz nicht entgehen - 2:0, die Vorentscheidung, basierend auf dem nächsten hilfreichen Einsatz des VAR.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fühlte sich bestätigt: "Wir wissen, dass wir eine Stärke haben bei den Standards, und wir haben uns vorgenommen, in jedem Spiel ein Tor aus einem Standard zu erzielen." Gegen Nigeria waren es sogar zwei. Die durchaus vorhandene Schwächen im Zusammenspiel, vor allem in der ersten Hälfte, überdeckten. "Wir hatten anfangs nicht die Spielruhe, die wir eigentlich haben wollten", kritisierte die Bundestrainerin, die aber "total happy" über das Weiterkommen ist.

Zu viele Unterbrechungen

FIFA Frauen-WM 2019 | Deutschland v Nigeria | Drittes Tor
Lea Schüller erzielt das 3:0 gegen NigeriaBild: Reuters/D. Balibouse

Schuld am fehlenden Spielfluss war nach einhelliger Meinung von Torfrau Almuth Schult und von Popp ausgerechnet der Videobeweis. Dabei sollte der, interpretiert von der Schiedsrichterin, noch weiter zweimal richtig liegen - bei der irrtümlich zunächst Giulia Gwinn gegebenen gelben Karte, die dann Popp zugedacht wurde, und bei einem Handspiel von Gwinn im eigenen Strafraum. Das stellte sich nach kurzer Rückversicherung aber als nicht strafbar heraus. Weiterspielen.

Das taten die DFB-Frauen in der zweiten Halbzeit ebenfalls zunächst mit leicht angezogener Handbremse. "Erst der Regen, die Kälte, dann die plötzliche Hitze", erklärte Schult die zeitweisen Schwächephasen. Aber dann sorgte Lea Schüller nach einem Total-Blackout in der Verteidigung der Nigerianerinnen per Flachschuss aus 18 Metern zum 3:0-Endstand. "So kann´s weitergehen. Wir wollen am liebsten das Finale spielen hier in Frankreich. Das ist unser Ziel", freute sich Torhüterin Schult. Mit oder ohne Videobeweis - und gerne auch wieder mit Schiedsrichterin Yoshimi Yamashita.