Deutsche Gruppensiegerinnen zeigen Schwächen
17. Juni 2019"Drei....zwei...eins...los!" hallte es durch das Stadion in Montpellier. Die deutschsprachigen Fans versuchten, die La Ola in Gang zu bringen. Grund für gute Laune gab es genug: Auf dem Feld hatte Lina Magull gerade das 4:0 für die DFB-Frauen gegen Südafrika erzielt, gut eine Stunde war gespielt. Der angepeilte Gruppensieg war damit schon in trockenen Tüchern. Gegen immer rabiater auftretende Südafrikanerinnen galt es lediglich, sich nicht mehr zu verletzen und Kräfte zu schonen. Zweimal zappelte der Ball noch im Netz, doch beide Tore durch Alexandra Popp und Giulia Gwinn wurden wegen Abseits korrekterweise nicht gegeben. Es blieb also beim deutlichen 4:0 (3:0)-Erfolg im dritten Gruppenspiel.
Viel Mühe, wenig Souveränität
Zu Beginn der Partie übernahm die Elf von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sofort die Initiative. Gegen die Südafrikanerinnen, die bei dieser WM noch ohne Punkt geblieben waren, sollte nichts anbrennen. Tat es auch nicht: Melanie Leupolz (14. Minute), Sara Däbritz (29.) und Alexandra Popp (40.) stellten schon vor der Pause die Anzeigetafel auf 3:0 für das deutsche Team. Allzu schwer machte es die kleingewachsene und unsortierte Abwehr der Südafrikanerinnen samt Torfrau Andile Dlamini den Deutschen nicht. Auffälliger war das, was den DFB-Frauen nicht gelang. Denn ihr Spiel wirkte insgesamt noch unausgereift.
- Präzision im Angriff
Drei Bälle landeten im Netz, noch viel häufiger aber schafften es die Deutschen nicht, aus besten Gelegenheiten einen Treffer zu erzielen: Popp schoss aus kürzester Distanz drüber, Svenja Huth stolperte an einer Hereingabe vorbei, Lina Magull spielte sich erst völlig frei und legte ihren Ball dann aber über die Latte. Diese Liste ließe sich fortsetzen bis zu Lea Schüller, die nach einem Konter in der Nachspielzeit blank vor Südafrikas Kasten auftauchte, aber mit einem schwachen Abschluss an Torfrau Dlamini scheiterte.
- Ballverluste
Selbst mit der komfortablen Führung im Rücken gewann das Team von Voss-Tecklenburg nicht an Sicherheit im Spiel. Immer wieder gab es unnötige Ballverluste. Im Falle von Huth (23.) und Schüller (73.) resultierten daraus die besten Gelegenheiten für Südafrika. Spielstärkere Gegner könnten aus dieser Schwäche deutlich mehr Kapital schlagen.
- Sicherheit in der Abwehr
Ohne Gegentor ziehen die DFB-Frauen ins Achtelfinale ein. Damit könnte man die Diskussion beenden. Doch auch wenn die Zahlen ein deutsches Abwehrbollwerk vermuten lassen, blitzten selbst gegen die harmlosen Südafrikanerinnen hier und da Unsicherheiten auf. Beispielsweise als Marina Hegering nicht genau wusste, ob sie einen Rückpass mit dem Kopf oder dem Fuß spielen sollte und damit ihre Torfrau Almuth Schult in große Bedrängnis brachte (26.). Statt das Spiel besonnen aufzubauen, wurde der Ball des Öfteren nur weggeschlagen.
Schwächen erkannt
Die Bundestrainerin hatte all das im Blick, als sie die Vorstellung ihres Teams einschätzte: "Wir haben uns teilweise das Leben selbst schwer gemacht. Ich hoffe aber, dass uns die neun Punkte Sicherheit geben." Ihre Elf habe "häufig im Passspiel das Komplizierte versucht, anstatt das Einfache zu machen". Torfrau Schult, die sich an einem ruhigen Abend immerhin mit einer Glanzparade hervortun konnte, richtete ihren Fokus schon auf das nächste Spiel: "Wir haben gegen Südafrika zwischendurch mal nachgelassen. In der K.o.-Phase geht das nicht mehr. Dann dürfen wir nicht den Faden verlieren."