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Kampf dem grausamen Ritual an Frauen

6. Februar 2014

140 Millionen Frauen mussten die Genitalverstümmelung bereits erleiden. Doch diese Praktik einzudämmen, kommt einer Jahrhundertaufgabe gleich, gilt sie doch in vielen Kulturen als bedeutsamer Initiationsritus.

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Tag des Protests gegen Genitalverstümmelung

Zum Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung von Frauen am 6. Februar fordern Menschenrechtler ein Ende der gesundheitsgefährdenden Rituale. Das Nationale Komitee von UN Women mahnte mehr internationale Anstrengungen an. Auch nationale und lokale Regierungen, religiöse Persönlichkeiten, medizinisches Fachpersonal und Familien müssten stärker zusammenarbeiten, um diese Menschenrechtsverletzung zu beenden, erklärte die Organisation in Bonn.

In Deutschland ein eigener Straftatbestand

Das Komitee unterstützt auf nationaler Ebene die UN-Behörde, die sich international für die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Rechte der Frauen einsetzt. Weltweit werden den Angaben zufolge jährlich bis zu drei Millionen Mädchen beschnitten. Weibliche Genitalverstümmelung habe schwere gesundheitliche und seelische Folgen für Frauen und Mädchen, warnte UN Women. Schwere körperliche Verletzungen könnten sogar den Tod zur Folge haben.

Tag des Protests gegen Genitalverstümmelung

Dass die weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland seit Juni 2013 als eigener Straftatbestand anerkannt werde, sei ein Erfolg. Diese Gesetzesänderung biete den rund 24.000 betroffenen Frauen und 6.000 gefährdeten Frauen und Mädchen in Deutschland mehr Schutz und eine Rechtsgrundlage, die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Teilweise oder vollständige Entfernung der Klitoris

Weibliche Genitalverstümmelung ist in mehreren arabischen und fast 30 afrikanischen Ländern vor allem südlich der Sahara verbreitet. Auch in Europa und Nordamerika lebende Migranten aus diesen Regionen lassen ihre Töchter beschneiden, oftmals während eines Urlaubs in der Heimat. Bei der Genitalverstümmelung, die in vielen Kulturen als wichtiges Initiationsritual gilt, wird die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt. In besonders gravierenden Fällen wird die Vagina zugenäht und nur ein kleines Loch belassen. Meist wird der Eingriff den Angaben zufolge von Laien ohne Narkose und mit einfachen, oft unsauberen Hilfsmitteln vorgenommen - mit ernsten gesundheitlichen Folgen für die betroffenen Frauen.

Fast jedes fünfte Mädchen im Süden Afrikas muss nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung eine Genitalverstümmelung erleiden. Schätzungen zufolge sind rund 140 Millionen Mädchen und Frauen weltweit betroffen, davon bis zu 50.000 in Deutschland. Zwar gebe es in rund 60 Ländern Gesetze gegen die Genitalverstümmelung, diese reichten jedoch oft nicht aus, um die tief verwurzelte Tradition zu bekämpfen, erklärte die Stiftung Weltbevölkerung in Hannover. "Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, werden Schätzungen zufolge in den kommenden 15 Jahren weitere 86 Millionen Mädchen genitalverstümmelt", sagte die Geschäftsführerin der Entwicklungsorganisation, Renate Bähr.

Die Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung, Renate Bähr (Foto: picture-alliance/dpa)
Die Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung, Renate BährBild: picture-alliance/dpa

"Eklatante Menschenrechtsverletzung"

Die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Ingrid Fischbach (CDU), bezeichnete die Verstümmelungen als Menschenrechtsverletzungen, "die nicht durch kulturelle oder religiöse Traditionen zu rechtfertigen sind". Das Ministerium arbeite an der Sensibilisierung der Ärzteschaft. Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Christoph Strässer (SPD), sagte, man wolle eng mit den Regierungen und Zivilgesellschaften anderer Länder zusammenarbeiten, um Genitalverstümmelung zu unterbinden.

Auch die frauenpolitische Sprecherin der Linken, Cornelia Möhring, sprach von einer "eklatanten Menschenrechtsverletzung" und forderte, das Thema in die Integrationskurse aufzunehmen. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief zu einem engagierten Dialog mit den betroffenen Staaten auf internationaler Ebene auf. Ein Bewusstseinswandel in Afrika, wo ein Großteil der Genitalverstümmelungen stattfinde, könne nur herbeigeführt werden, wenn im Zusammenspiel von Politik, Religion und Zivilgesellschaft Aufklärung stattfinde.

sti/ml (epd, kna)