Junge Wilde
24. Januar 2013Er ist 27 Jahre und hat ein klares Ziel vor Augen. Daniel Buritica Cordoba weiß, dass er nicht reich werden will. "Ich möchte stattdessen die Gesellschaft verändern", sagt der Kolumbianer selbstbewusst und liefert gleich Belege. So organisiert er in seinem Land Sommercamps für Jugendliche und hilft ihnen beim Zugang zu Bildung. Sein Camp namens Bakongo bringt Jugendliche aus ärmeren Familien mit Studenten zusammen. In Bogota gründete er zudem eine Global Shapers-Gemeinschaft, unterstützt vom Weltwirtschaftsforum.
Wandel durch Technologien
Ihre Idee: mit moderner Technologie Veränderungen bewirken. Soziale Netzwerke spielen dabei eine wichtige Rolle. "Junge Menschen in Kolumbien kommunizieren überwiegend über soziale Netzwerke, sie organisieren sich, sie tauschen Ideen aus. Das muss stärker genutzt werden. Denken Sie nur an den arabischen Frühling. Der wäre ohne Facebook oder Twitter sicher anders verlaufen." Jetzt ist Cordoba in Davos und macht bei den Etablierten Werbung für neue Kommunikationsformen. "Wir sind die Stimme der Jugend", sagt er.
Wachsende Gemeinschaft
Bereits in über 200 Städten haben sich weltweit Global-Shapers-Gemeinschaften gegründet. Meist initiiert von einem Mentor, der die jungen Leute zusammenbringt und berät. Doch es ist nicht einfach, ein Global Shaper zu werden. Erst muss man das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolvieren, dann folgen persönliche Gespräche. Überzeugt der Kandidat oder die Kandidatin, dürfen sie ehrenamtlich mitarbeiten und sich mit anderen über das schnell wachsende Netzwerk austauschen.
Tauschgesellschaft
Jonathan Teklu ist selbst erst 27 Jahre, und Mentor einer neu gegründeten Gruppe in Berlin. Der Deutsche mit äthiopischen Eltern hat eine beispiellose Karriere in Internetfirmen hingelegt. Bereits mit 15 Jahren gründete Teklu ein Startup, später folgten weitere. Heute ist er einer der Teilhaber von Springstar, einem der großen Kapitalgeber für Jungunternehmer. Jede Woche erhält er rund 25 Businesspläne. In Davos hält Teklu einen Vortrag über die Entwicklung des Internets. "Mitte der 1990er Jahre ging es erstmal darum Kunden ins Internet zu locken. Anfang 2000 war der Trend, Leute zusammenzubringen, zum Beispiel übers Web 2.0 und jetzt geht es darum, uns noch enger zu verbinden", erläutert er und spricht von einem Trend. "Sharing economy" nennt er das, die Wirtschaft des Tauschens. "Ich tausche meine Wohnung, wenn ich nicht da bin oder mein Auto oder anderes. Für viele wäre das interessant. Das kann über eine Plattform organisiert werden und die gibt auch die notwendigen Garantien." Viele Startups bieten schon solche Services.
Luftmatratze schafft Arbeitsplätze
Teklus Firma Springstar hat sich unter anderem am amerikanischen Airbnb aus San Francisco beteiligt. "Airbed and Breakfast" - Luftmatratze und Frühstück - hieß es in den Anfangstagen. Der Investor ist stolz darauf, Unternehmen gefördert zu haben, in denen bereits über 1000 Arbeitsplätze entstanden sind. Für die Global Shapers ist er in Berlin aktiv. Gemeinsam mit Studenten und ausgewiesenen Experten arbeiten sie an Ideen für die Weiterentwicklung der deutschen Hauptstadt: Tourismus, Wirtschaftsstruktur und vieles mehr. Vom Weltwirtschaftsforum ist er begeistert und das überrascht ihn. "Ehrlich gesagt, hat mich das nie so interessiert. Aber nun habe ich innerhalb von 24 Stunden Jamie Damon, den Chef von JP Morgan getroffen, beim Essen saß ich zusammen mit dem Chef von Coca Cola und die haben wirklich interessierte Fragen gestellt."
Essen mit Nobelpreisträgern
Yin Mon Han hat auch zu Mittag gegessen, immerhin mit dem Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz. Die junge Frau ist aus Myanmar angereist, auch sie ein Global Shaper. In Rangun berät sie ehrenamtlich junge Birmaner, die im Ausland studieren wollen. Aber, so betont sie "alle wollen später wieder zurückkommen und beim Aufbau des Landes mithelfen". Über 50 Prozent der Bevölkerung Myanmars sind unter 25 Jahre alt, viele nutzten das Internet. Hier sieht Yin Mon Han große Chancen. "Ich bin mit den Global Shapers vernetzt und wenn ich eine Frage habe oder Tipps brauche, kann ich das Netzwerk nutzen. Davon profitiert dann die Gruppe in Rangun."
Rat von den Etablierten
Moderne Technologie, soziale Netzwerke für die Jüngeren sind sie wichtige Werkzeuge. Mohamed El Dashan läuft durch den Davoser Schnee mit seinem Smartphone. Er twittert. Der junge Ägypter arbeitet am Aufbau eines Expertennetzwerks für sein Land. "Was uns fehlt, sind intelligente und kompetente Ratgeber. Wie soll es weitergehen? Welche Strukturen sind notwendig?“
Anregungen dafür will er sich auch bei den Etablierten holen. Schüchtern ist er nicht und offen für Ideen. Eine gute Voraussetzung für das Weltwirtschaftsforum.