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Jolie geißelt sexuelle Gewalt im Krieg

11. Juni 2014

Ob Minister, Filmstar oder Papst, alle ziehen gegen Vergewaltigungen in Konfliktgebieten zu Felde. Ein Kongress in London sucht nach wirksamen Strategien gegen dieses Kriegsverbrechen. Nötig ist vor allem ein Umdenken.

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Angelina Jolie und William Hague bei der Eröffnung der Konferenz in London (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Schauspielerin Angelina Jolie hat zu einem stärkeren Vorgehen gegen sexuelle Gewalt in Konfliktgebieten aufgerufen. Vergewaltigungen im Krieg hätten "nichts mit Sex zu tun", sagte die 39-jährige Amerikanerin in London. Es gehe den Tätern "nur um Macht". Anstatt Unterstützung zu finden, würden viele Opfer von ihren Gemeinschaften ausgestoßen, erklärte der Hollywood-Star zum Auftakt einer internationalen Konferenz über sexuelle Gewalt in Konfliktregionen. Die Täter kämen meist straffrei davon. Daher hätten die Vergewaltiger das Gefühl, über dem Gesetz zu stehen. "Die Schande muss beim Täter liegen, nicht bei den Opfern", betonte die UN-Sonderbotschafterin.

Jolie leitet die Konferenz zusammen mit dem britischen Außenminister William Hague. Beide arbeiten seit zwei Jahren bei dem Thema zusammen und haben unter anderem die Demokratische Republik Kongo und Bosnien besucht, wo sie mit Vergewaltigungsopfern sprachen. Der Minister bezeichnete die Vergewaltigung von Frauen durch Soldaten als "eines der großen Massenverbrechen des 20. und 21. Jahrhunderts". Hunderttausende Frauen würden in Kriegsgebieten vergewaltigt oder anderweitig sexuell missbraucht. Allein in Bosnien seien 50.000 Frauen betroffen gewesen.

Hague mahnte ein Umdenken an: "Wir wollen die Einstellung gegenüber den Opfern ändern und sie ermutigen, über die Taten zu sprechen." Vergewaltigung sei kein Zeichen von Stärke, sondern ein Zeichen von Schwäche des Täters. Soldaten und Friedenswächter müssten darin geschult werden, Frauen und Kinder besser vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

Neues internationales Protokoll

An der viertägigen Konferenz nehmen mehr als 1.000 Vertreter von Regierungen, nichtstaatlichen Organisationen, Militär und Justiz teil. Repräsentanten aus 117 Ländern wollen Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt vereinbaren, die in einem internationalen Protokoll festgehalten werden sollen. Auch Papst Franziskus twitterte Unterstützung für das Anliegen. "Lasst uns für alle Opfer sexueller Gewalt in Konflikten beten und für jene, die gegen dieses Verbrechen arbeiten", schrieb er in dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Am Freitag wird auch US-Außenminister John Kerry in London erwartet. Er forderte die betroffenen Konfliktländer auf, den Schutz derjenigen zu beenden, die "solche abscheulichen Verbrechen begehen". Er verlangte unter anderem, Vergewaltigung in Konfliktgebieten als "internationales schweres Verbrechen" einzustufen.

Die UN-Zahlen zu dem Themenkomplex sind erschreckend: Demnach werden etwa in der Demokratischen Republik Kongo täglich im Durchschnitt 36 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Zwischen 250.000 und 500.000 Frauen erlitten dieses Schicksal 1994 beim Völkermord in Ruanda, mehr als 60.000 in Sierra Leone.

Hilfsorganisationen kritisieren Straflosigkeit

Hilfswerke riefen dazu auf, den Ursachen für Sexismus und Gewalt auf den Grund zu gehen. Die Hilfsorganisation CARE begrüßte den Gipfel, da er das Thema erstmalig so hochrangig auf die politische Agenda bringe. Das Ziel einer verstärkten Strafverfolgung von sexualisierter Kriegsgewalt reiche jedoch nicht. Die Gleichberechtigung von Frauen und das Prinzip der Gewaltfreiheit müssten bereits im Schulunterricht vermittelt werden, erklärte CARE. Auf dem Balkan habe man die Rollenbilder junger Männer bereits deutlich verändern können.

Außenminister Hague, Premier Cameron und Schauspielerin Jolie beim Meinungsaustausch in London (Foto: Reuters)
Außenminister Hague, Premier Cameron und Schauspielerin Jolie beim Meinungsaustausch in LondonBild: Reuters

Die Organisation World Vision forderte, die Opfer anzuhören. Viele Mädchen und Frauen würden durch eine Vergewaltigung im Krieg schwanger. Ihre ungewollten Kinder erinnerten sie ein Leben lang an die Tat. Auch diese Kinder bräuchten Aufmerksamkeit, erklärte die christliche Organisation.

Die Gründerin der Hilfsorganisation Medica Mondiale, Monika Hauser, drängte im Deutschlandradio Kultur, die Vergewaltiger zur Rechenschaft zu ziehen. Straflosigkeit lade viele Männer dazu ein, sich Rebellen anzuschließen, weil sie im Schutze dieser Rebellengruppen folgenlos vergewaltigen können. Sie forderte die Einrichtung eines Fonds, aus dem Hilfsmaßnahmen für in Kriegsgebieten vergewaltigte Frauen finanziert werden könnten.

kle/nis (epd, dpa, afp, kna, rtre)