Libyen will italienische Hilfe gegen Schleuser
26. Juli 2017Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni plädiert dafür, die Einladung aus Libyen für eine Zusammenarbeit anzunehmen: Dies würde eine bedeutende Neuheit im Kampf gegen den Menschenhandel sein, sagte Gentiloni nach einem Treffen mit seinem libyschen Kollegen Fajis al-Sarradsch in Rom.
Zehn-Punkte-Plan
Al-Sarradsch ist der Chef der libyschen Einheitsregierung, die zwar international anerkannt ist, aber weite Teile des nordafrikanischen Landes nicht kontrolliert. Vor seinem Besuch in Rom war er in Frankreich gewesen. Dort hatte er seinen mächtigen libyschen Gegenspieler Chalifa Haftar getroffen. Die beiden Rivalen hatten sich unter Vermittlung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf einen Zehn-Punkte-Plan verständigt, um die Kämpfe in ihrem Heimatland zu verringern.
Schmuggler nutzen das Chaos in dem Bürgerkriegsland, um Zehntausende Migranten in seeuntauglichen Booten Richtung Europa zu bringen. Italien geht im Rahmen der EU-Marine-Mission "Sophia" bisher nur in internationalen Gewässern gegen Schlepperbanden vor. Von den EU-Schiffen gerettete Flüchtlinge werden nach Italien gebracht. Kritiker werfen der Mission deshalb vor, den Schleusern in die Hände zu spielen.
Italien an der Kapazitätsgrenze
In diesem Jahr kamen bereits mehr als 93.000 Migranten über das Mittelmeer nach Italien. Das Land sieht sich deshalb an seiner Kapazitätsgrenze und verlangt mehr Unterstützung. Die Forderung, auch andere EU-Häfen für Bootsflüchtlinge zu öffnen, wurde aber zurückgewiesen.
Deutschland sicherte der Regierung in Rom Unterstützung bei der Bewältigung der Migrationswelle zu. Das Land soll Hilfe bei der Verwaltung, der Infrastruktur und dem Gesundheitssystem erhalten. Wie eine Sprecherin von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin mitteilte, beabsichtigt die Kanzlerin auch, libysche Kommunen entlang der Migrationsrouten zu stärken. Damit soll Schleusern bereits im Land das Handwerk gelegt werden.
uh/ww (dpa, afp, rtr)