Rücktritt nach Missbrauchsvorwürfen
20. Dezember 2015Er habe entschieden, "unter diesen Umständen" von seinem Posten als Innenminister und Parlamentsabgeordneter zurückzutreten, teilte Silvan Schalom mit. Die gegen ihn gerichteten Vorwürfe der sexuellen Belästigung wies der Politiker der rechten Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zurück. Stattdessen erklärte der 57-Jährige, er "habe das Leiden satt".
Schalom betonte: "23 Jahre lang habe ich der Öffentlichkeit in Treue und Hingabe als Abgeordneter und Minister in verschiedenen Ämtern gedient." Er wolle seine Mutter, seine Frau und seine Kinder vor weiterem Leid schützen. "Meine Familie steht voll hinter mir, aber es ist den Preis nicht mehr wert."
Missbrauch der Machtposition
Israelische Medien hatten zuvor berichtet, einige frühere Mitarbeiterinnen Schaloms würden dem Vize-Ministerpräsidenten vorwerfen, sie sexuell belästigt zu haben. Eine der Frauen habe den Minister des Missbrauchs beschuldigt, ihn aber nicht bei der Polizei angezeigt, hieß es in der linksgerichteten Zeitung "Haaretz". Dem Bericht zufolge soll Schalom die Frau vor zehn Jahren zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben und dabei seine Machtposition missbraucht haben. Der Fall könne aber wegen Verjährung nicht verfolgt werden. Laut der Zeitung "Jerusalem Post" beschwerten sich daraufhin elf Frauen über sexuelle Übergriffe Schaloms. Die israelische Generalstaatsanwaltschaft ordnete polizeiliche Ermittlungen an.
In einer Reihe mit Mosche Katzav
Die Anschuldigungen hatten den Likud-Politiker bereits im vergangenen Jahr gezwungen, aus dem Rennen für das Amt des Staatspräsidenten auszuscheiden.
Sollten sich die Vorwürfe gegen Silvan Schalom bestätigen, stünde der Vize-Premierminister in einer Reihe ranghoher Beamter, die in der Vergangenheit bereits wegen ähnlicher Anschuldigen ihr Amt aufgaben. Im Dezember 2010 wurde der ehemalige israelische Präsident Mosche Katzav wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Auch in der Polizei und in der Armee gab es zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch Angestellter.
nin/cr (dpa, afp, rtr)