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Islamisten greifen Polizei an

19. Mai 2013

Nach dem Verbot eines Salafisten-Kongresses ist es in Tunis zu gewalttätigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Ein Demonstrant kam ums Leben, mehrere Personen wurden verletzt.

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Straßenschlacht zwischen Polizei und Salafisten in Tunis (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

Das tunesische Innenministerium hatte eine in der Stadt Kairouan im Zentrum des nordafrikanischen Landes geplante Konferenz der salafistischen Gruppe Ansar al-Scharia aus Sicherheitsgründen verboten. Die radikalen Islamisten werden für Angriffe auf die US-Botschaft sowie auf als "zu westlich" kritisierte Fernseh-Sender und Kunstausstellungen verantwortlich gemacht. Sie hatten damit auf ein Mohammed-Schmähvideo aus den USA und die Ausstrahlung eines angeblich gotteslästerlichen Films reagiert.

Straßenbarrikaden und Tränengas

Ansar al-Scharia rief nach dem Verbot ihrer Jahrestagung zu einem Treffen im Stadtteil Ettadhamen im Westen von Tunis auf. Dieses Hauptstadt-Viertel ist eine Salafisten-Hochburg. Hunderte Ansar al-Scharia-Anhänger errichteten dort Straßensperren aus brennenden Autoreifen und warfen Steine auf die Sicherheitskräfte. Später verlagerten sich die Krawalle ins Nachbarviertel Intilaka. Die Demonstranten riefen zudem zum Sturz der Regierung auf, die nach der Revolution von 2011 durch freie Wahl an die Macht gekommen war.

Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und feuerten Warnschüsse ab. Außer der Polizei waren auch Einheiten der Armee und der Nationalgarde im Einsatz. Ein 27-jähriger Demonstrant kam nach Agenturberichten bei den Krawallen ums Leben. Mindestens elf Sicherheitsbeamte und drei Demonstranten wurden bei den Krawallen verletzt, wie das Innenministerium bekannt gab.

Ausschreitungen in Tunesien

Tunesiens Ministerpräsident Ali Larayedh kündigte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur TAP an, auch in Zukunft keine Erlaubnis für einen Kongress von Ansar al-Scharia zu erteilen. Die Gruppe habe Kontakte zum Terrorismus und werde deswegen künftig als illegale Organisation eingestuft, hieß es. Ihr Chef Abou Iyadh werde bereits von den Sicherheitskräften gesucht.

Tunesien, Jahrzehnte lang eines der säkularsten Länder der arabischen Welt, sieht sich zunehmend durch einen radikalen und militanten Islamismus herausgefordert. Die regierende Ennahda-Partei, die selbst eine islamische Ausrichtung hat, hat sich in jüngster Zeit deutlich von den Salafisten distanziert. Diese lehnen westliche Demokratien ab und sehen eine "islamische Ordnung" mit islamischer Rechtsprechung, der Scharia, als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform an. Islamische Extremisten werden auch für den Mord an dem säkular orientierten Oppositionspolitiker Chokri Belaid im Februar in Tunis verantwortlich gemacht.

wl/hf (dpa, afp, rtr)