Indiens Modi geißelt Vergewaltigungen
15. August 2014Angesichts der teils tödlichen sexuellen Übergriffe im Land sieht der neue indische Premier Narendra Modi auch die Eltern in der Pflicht. Er mahnte an, die Söhne in die Verantwortung zu nehmen, statt vergewaltigten Mädchen und Frauen die Schuld zuzuweisen. "Eltern stellen ihren Töchtern eine Menge Fragen, wenn sie ausgehen. Aber haben sie jemals den Mut, ihren Sohn nach seinen Freunden zu fragen oder wohin er warum geht? Letztlich ist doch jeder Vergewaltiger jemandes Sohn", sagte Modi in seiner ersten Rede zum Unabhängigkeitstag. "Ihr solltet ihnen Einhalt gebieten, bevor sie auf den falschen Weg geraten." Ebenso sollten die Eltern auch ihre zehn bis zwölf Jahre alten Töchter fragen, wo diese hingingen und was sie täten.
"Wir stehen beschämt da"
"Wenn wir von diesen Vergewaltigungen hören, dann stehen wir beschämt da", sagte der Politiker der hindu-nationalistischen Partei BJP. Alle Eltern hätten die Pflicht, ihren Söhnen den Unterschied zwischen Gut und Böse beizubringen. Es ist das erste Mal, dass sich Modi, der im Mai zum Regierungschef gewählt wurde, in dieser Deutlichkeit zum Thema sexuelle Gewalt äußerte.
Bei seiner einstündigen Rede im Roten Fort in Indiens Haupstadt Neu Delhi sprach Modi auch das Problem fehlender Toiletten in Indien an. "Gegenwärtig sind unsere Mütter und Schwestern gezwungen, ihre Notdurft öffentlich zu verrichten", sagte er und versprach, dass es bis zum nächsten Unabhängigkeitstag in allen Schulen Indiens nach Geschlechtern getrennte Toiletten geben werde. "Nur dann werden Mädchen nicht ihre Schulausbildung abbrechen", so Modi. Mehr als die Hälfte der rund 1,2 Milliarden Inder haben in ihren Haushalten keine Toiletten.
Lob von der Opposition
Die ersten Reaktionen auf die Rede waren positiv. Abhishek Manu Singhvi, ein führender Politiker der Kongresspartei, lobte eine "integrative, harmonische" Rede und Yogendra Yadav von der Antikorruptions-Partei AAP sagte, Modi habe "spontan und mit einiger Überzeugung" gesprochen.
Zunehmendes Problembewusstsein
Nach der Gruppenvergewaltigung und der Ermordung einer jungen Frau in einem Bus in Neu Delhi im Dezember 2012 hat die Regierung die Strafen bei sexuellen Übergriffen stark verschärft. Dennoch werden immer wieder grausame Fälle bekannt. Im vergangenen Monat kam es zu Protesten und Aufruhr, nachdem in Bangalore ein sechsjähriges Mädchen in ihrer Schule vergewaltigt worden war. Im Mai wurden zwei junge Mädchen in einem Dorf im Norden Indiens verschleppt und vergewaltigt. Wenig später wurden sie erhängt an einem Baum gefunden.
stu/qu (ap, afp, dpa, kna, ep)