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Immer mehr Gewalt im Stadion

Joscha Weber (mit sid/dpa)19. November 2012

Das passt nicht ins Konzept der Vorzeigeliga: Gewalt und Kriminalität in der Bundesliga nehmen stark zu. Bis Mitte Dezember muss nun eine Lösung gefunden werden, sonst droht ein Stehplatzverbot.

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Polizisten beziehen am 25.05.2011 unmittelbar nach dem Spielende VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach Aufstellung auf dem Feld, während die Gladbacher Fans im Hintergrund auf der Tribüne Bengalos abbrennen. (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Die Zahlen sind alarmierend: Rund 8100 Strafverfahren wurden in der vergangenen Saison rund um die Spiele der Bundesliga und der 2. Liga eingeleitet, während es in der Spielzeit 2010/11 noch rund 5800 Straftaten waren. Dieser neuerliche Anstieg der Vergehen in den deutschen Fußballstadien geht aus einer Studie der Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hervor. Besonders gravierend ist auch die Zunahme von körperlicher Gewalt in und im Umfeld der Arenen: 1831 Strafanzeigen wurden wegen Körperverletzung erstattet, in der Vorsaison waren es noch 259 Anzeigen weniger.

"Ausschreitungen durch aggressive und gewaltbereite Personen in der Fußball-Fanszene bewegen sich seit Jahren auf einem ansteigend hohen Niveau", heißt es in dem Bericht. Auch die Zahl der Strafanzeigen wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Polizisten stieg laut ZIS stark an. Die Polizei selbst berichtet zudem über "eine gesteigerte Aggressivität sowie eine Solidarisierung gegenüber den Ordnungsdiensten und den Einsatzkräften der Polizei".

Rechte Unterwanderung der Dortmunder Südtribüne

Zuletzt war es in mehreren Stadien zu offener und teilweise offenbar auch organisierter Fan-Gewalt gegen Polizisten gekommen. So war beim Ruhr-Derby Borussia Dortmund gegen FC Schalke 04 (20.10.2012) eine Gruppe vermummter BVB-Ultras mit Knüppeln und Flaschen gezielt auf die Sicherheitskräfte losgegangen. Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" soll die Dortmunder Ultra-Szene zunehmend von gewaltbereiten Rechtsextremisten unterwandert sein. "Wir müssen denen das Wasser abgraben", forderte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Er ließ auch die Stadionordnung ändern, wonach nun Personen, die sich "nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegen", rausgeworfen werden.

Anhänger von Borussia Dortmund und Polizisten stehen einander am 20.10.2012 in Dortmund gegenüber vor der Bundesligapartie Borussia Dortmund gegen FC Schalke 04. (Foto: dpa)
Beim Ruhrderby gingen BVB-Fans vermummt und teilweise mit Knüppeln bewaffnet auf Polizisten losBild: picture-alliance/dpa

Ein massives Problem mit gewaltbereiten Anhängern haben aber inzwischen weit mehr Clubs als nur der amtierende deutsche Meister. Deutschlandweit wurden 1142 Menschen in und nahe der Arenen verletzt, 296 mehr als in der Vorsaison.

Neues Sicherheitskonzept

Für Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger verdeutlichen die Zahlen auch den akuten Handlungsbedarf beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und bei der Deutschen Fußball Liga (DFL): "DFB und DFL sind jetzt gefordert. Verbände und Vereine müssen mehr für die Sicherheit von Fußballspielen tun und dabei die Fans mit ins Boot holen.“ Am 12. Dezember will der Vorstand der DFL, die gelassen auf die jüngste Hooligan-Statistik reagierte, über ein neues Sicherheitskonzept für den deutschen Profifußball beraten. Scheitert dies, droht Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich mit einem Verbot von Stehplätzen in den Stadien.