Holocaust-Gedenken: Meinungsumfrage im Auftrag der DW
24. Januar 2020Die DW hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap beauftragt, eine repräsentative Studie mit dem Titel „75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz“ durchzuführen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen die Erinnerung an den Nationalsozialismus wachhalten will.
Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) empfindet den gesellschaftlichen Umgang mit der Erinnerungskultur als angemessen. Für jeden Vierten (25 Prozent) sind demnach die Erinnerungen an das Nazi-Regime „zu viel“. Jeder Sechste (17 Prozent) empfindet wiederum, es werde zu wenig an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert.
Drei von vier der Befragten plädierten dafür, dass der Besuch einer KZ-Gedenkstätte verpflichtender Teil des Schulunterrichts sein solle.
Während 37 Prozent der Befragten einen Schlussstrich unter die Geschichte des Nationalsozialismus ziehen wollen, fordern 60 Prozent, sich auch weiterhin in gleichem Maße mit dieser Zeit zu beschäftigen. Große Unterschiede zeigten sich beim Bildungsgrad: Während nur jeder Fünfte mit Abitur die NS-Zeit nicht weiter behandelt sehen will, fordert mehr als die Hälfte der Hauptschulabsolventen ein Ende der Aufarbeitung.
Das Fazit der Studie ist für den federführenden Meinungsforscher Roberto Heinrich: „Es gibt insgesamt eine klare Mehrheit, die sagt, dass wir uns weiter mit der Thematik des Nationalsozialismus beschäftigen müssen.“
Ein Vergleich mit den Ergebnissen früherer Umfragen von „Memo Deutschland – Multidimensionaler Erinnerungsmotor“ zeigt allerdings eine Veränderung des gesellschaftlichen und politischen Klimas in Deutschland. So wünschten sich 26 Prozent der Befragten im Jahr 2018 einen Schlussstrich unter die Zeit des Nationalsozialismus, ein Jahr später waren es schon 33 Prozent. In der aktuellen Studie kommen weitere vier Prozent hinzu.
Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap führte in dieser repräsentativen Stichprobe 1.018 Telefoninterviews durch.