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Hochzeit für Homosexuelle in Frankreich

7. November 2012

Die französische Regierung hat einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, nachdem Schwule und Lesben künftig heiraten dürfen. Kirche und Opposition laufen dagegen Sturm. In Spanien hat ein Gericht entschieden.

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Zwei Männer vor Regenbogenfahnen (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Homosexuelle Paare sollen sich nicht nur das "Ja"-Wort geben dürfen, nach dem Entwurf der französischen Regierung, der am Mittwoch im Kabinett beschlossen wurde, sollen sie zukünftig auch Kinder adoptieren können. Mit diesem Vorhaben will Frankreichs Präsident François Hollande ein Wahlversprechen einlösen. Ob ihm das tatsächlich gelingt, muss sich noch zeigen.

Inzest und Pädophilie

Denn die Gegner der Homo-Ehe fuhren bereits in den vergangenen Wochen schwere Geschütze auf: So warnte der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, damit würden Polygamie und Inzest Tür und Tor geöffnet. Der konservative Bürgermeister eines Pariser Bezirks sprach sogar von "Pädophilie". Die katholische Kirche und die Oppositionspartei UMP haben jedenfalls den Plänen Hollandes den Kampf angesagt, hunderte Bürgermeister kündigten an, keine homosexuellen Paare trauen zu wollen.

Wie eine richtige Familie

Zwei Frauen, in ihrer Mitte ein Kind (Foto: Le Midi Libre/Jean Michel Mart)
Zwei Mütter und ein Kind - bislang nur in wenigen Ländern mit rechtlicher UnterstützungBild: picture-alliance/dpa

Der Gesetzesentwurf sieht außerdem vor, dass gleichgeschlechtliche Paare auch Kinder adoptieren können, bislang war dies Schwulen und Lesben nur als Einzelpersonen erlaubt. Derzeit leben in Frankreich laut Statistik zwischen 24.000 und 44.000 Kinder mit gleichgeschlechtlichen Paaren.

Laut Umfragen stehen rund 60 Prozent der Franzosen hinter der Homo-Ehe. Auf mehr Skepsis stößt dagegen das Adoptionsrecht für Schwule und Lesben. Hier halten sich Gegner und Befürworter die Waage.

Spanien als Vorreiter

In Madrid hat das Verfassungsgericht das Gesetz zum Heirats- und Adoptionsrecht von Homosexuellen bestätigt, das die damalige sozialistische Regierung vor sieben Jahren durchgesetzt hat. Die Richter in Madrid wiesen einen Antrag der inzwischen regierenden konservativen Volkspartei gegen das Gesetz ab.

Spanien war eines der ersten Länder weltweit, die Schwule und Lesben diesbezüglich mit heterosexuellen Paaren gleichstellten – neben Schweden, den Niederlanden, Belgien, Südafrika, Kanada und Norwegen.

Keine Eheleute, nur Partner

In Deutschland können Homosexuelle seit 2001 eingetragene Partnerschaften eingehen, sie sind Ehepaaren allerdings nicht gleichgestellt. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sprach sich zuletzt für eine Gleichstellung aus, etwa in Fragen des Steuerrechts und bei Adoptionen. Ein klares Nein kam aber vom Koalitionspartner CDU: Bundeskanzlerin Merkel hält an der rechtlichen Besserstellung der Ehe fest.

fab/kle (afp,dpa,dapd)