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Gaukler und Narr - Armin Mueller-Stahl wird 75

Silke Bartlick17. Dezember 2005

Er war ein gefeierter Charakterdarsteller in der DDR: Armin Mueller-Stahl. Heute lebt der Geiger und Schauspieler, "Gaukler und Narr", wie er sich selbst bezeichnet, in Los Angeles - und wird 75 Jahre alt.

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Bild: AP

Anlass zum Lachen hat Armin Mueller-Stahl oft gehabt, denn in seiner wechselvollen, erfolgreichen Karriere hat es der nunmehr 75-Jährige immer wieder verstanden, sein Publikum glücklich zu machen. Obwohl das Leben es keineswegs immer gut mit ihm gemeint hat. Am 17. Dezember 1930 begann dieses Leben in der ostpreußischen Stadt Tilsit und wäre am 1. Mai 1945 beinahe beendet worden - von einem russischen Soldaten, der den Jungen erschießen wollte, was ein mutiger Pole zum Glück verhindert hat.

Der Gläubigkeit verdankt Armin Mueller-Stahl bis heute wohl Bodenhaftung und Redlichkeit. Ein großer Geiger wollte er als Junge werden. Vier lange Abende hat er damals öffentlich gefiedelt, um seinen Lohn, zwei Pfund Butter, gegen das selbst gebastelte Radio eines Freundes eintauschen zu können. Zwei Pfund Butter für die Musik aus der Metropole Berlin, in der er bald darauf Musikwissenschaft und Geige zu studieren begann.

Beliebtester Schauspieler in der DDR

Armin Müller-Stahl
Für seine Darstellung von Thomas Mann erhielt Armin Mueller-Stahl 2002 den Adolf-Grimme-PreisBild: AP

Hier sah er "Hamlet" auf der Bühne und beschloss, nicht nur Geiger, sondern auch Schauspieler zu werden. Neben den Etüden übte er fortan die großen Monologe. Sein oder Nicht-Sein. Das Studium der Schauspielerei musste der junge Mann nach einem Jahr wegen mangelnder Begabung abbrechen und erhielt trotzdem erste Engagements. 25 Jahre war er dann Mitglied der Berliner Volksbühne, in klassischen Rollen ebenso versiert wie in modernen: Man sah Mueller-Stahl als "Spitta" in Gerhart Hauptmanns "Die Ratten", als Bruder Martin in Bernhard Shaws "Die heilige Johanna", als Wurm in Schillers "Kabale und Liebe" oder als Mercutio in Shakespeares "Romeo und Julia".

Schließlich avancierte Armin Mueller-Stahl zum meistbeschäftigten und bestbezahlten Schauspieler der DDR - auf der Bühne und in wichtigen Rollen in DEFA-Spielfilmen und im Fernsehen. In rund 60 Hauptrollen überzeugte er insbesondere als Darsteller gebrochener Charaktere in Literaturverfilmungen wie "Nackt unter Wölfen" oder "Jakob der Lügner". Er erhielt den "Kunstpreis der DDR" (1963) und den Orden "Banner der Arbeit", wurde fünf Jahre hintereinander zum beliebtesten Schauspieler der DDR gewählt und 1975 zum DDR-Fernsehkünstler des Jahres.

Erfolgreichster deutscher Akteur in Hollywood

Ende 1976 gehörte Mueller-Stahl dann zu den Unterzeichnern der Resolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Danach blieben die Rollenangebote aus. 1980 übersiedelte Armin Mueller-Stahl von Ost- nach Westberlin und setzte seine Film- und Fernsehkarriere erfolgreich fort. Er drehte mit so renommierten Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Istvan Szabo, Bernhard Wicki, Alexander Kluge und Andrzej Wajda und eroberte 1989 schließlich Hollywood: Als ungarischer Emigrant in Costa-Gavras Film "Music Box".

Armin Mueller-Stahl und Peter Ustinov
Armin Mueller-Stahl und Sir Peter UstinovBild: dpa

Leise, widersprüchliche und sensible Figuren haben Mueller-Stahl immer besonders interessiert. Und das internationale Kino-Publikum hat es ihm gedankt. Seine Rolle als "Sam Krichinsky" in "Avalon" von Erfolgsregisseur Barry Levinson wurde für den Oscar nominiert. Für seine Darstellung eines Barons, der in Meißner Porzellan verliebt war, in George Sluizers Film "Utz" erhielt er den Silbernen Bären der Filmfestspiele Berlin. Längst gilt der unangepasste Darsteller, der seine künstlerische Unabhängigkeit immer zu wahren verstand, als erfolgreichster deutscher Schauspieler in Hollywood. Und dabei ist ihm Bescheidenheit nie zum Fremdwort geworden.