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DDR-Kino in New York

13. Oktober 2005

Das hätten sich die meisten Regisseure wohl nicht träumen lassen: Einst in der DDR gefördert, dann durch das SED-Regime drangsaliert, später vergessen und nun beim früheren Klassenfeind USA gefeiert.

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Filmszene aus DDR-Kassenschlager "Die Legende von Paul und Paula"Bild: DEFA

Im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) feiert das DDR-Kino eine Wiederauferstehung. Unter dem Titel: "Rebels With A Cause - The Cinema of East Germany" (Denn sie wissen, was sie tun - Kinofilme aus Ost-Deutschland) zeigt das berühmte Museum bis zum 23. Oktober eine große Retrospektive von Defa-Filmen. Dabei werden 21 Spielfilme, Kurz- und Trickfilme sowie Dokumentationen aus 40 Schaffensjahren der früheren DDR-Filmgesellschaft präsentiert. "Wir haben vor allem solche Film ausgewählt, die formal innovativ waren und thematisch eine Herausforderung darstellten", sagt Juliane Wanckel von der Programmabteilung des New Yorker Goethe-Instituts. Sie traf zusammen mit der Film-Kuratorin des MoMA, Jytte Jensen, die Auswahl. Erzählt wird die Lebenssituation von Künstlern, unkonventionellen Frauen und Teenagern in einer Gesellschaft, die auf Konformismus angelegt war, erläutert Wanckel.

Aus dem Giftschrank

Zu sehen ist beispielsweise einer der erfolgreichsten und am meisten gespielten DDR-Filme "Die Legende von Paul und Paula" (1972) von Autor Ulrich Plenzdorf. Der erfolgreiche Teenie-Film "Berlin-Ecke Schönhauser" von 1957 gilt als Antwort der DDR auf den westdeutschen Film "Die Halbstarken" ein Jahr zuvor. Im MoMA laufen auch Filme, die nach einem Beschluss des Zentralkomitees der SED 1965 verboten wurden, weil sie nicht der Einheits-Ideologie entsprachen. Dazu gehört "Das Kaninchen bin ich" (1965) von Regisseur und Defa-Gründungsdirektor Kurt Maetzig. Der Film war eigentlich von führenden Parteimitgliedern in Auftrag gegeben worden, um eine Diskussion um die Demokratisierung der sozialistischen Gesellschaft anzuregen - galt aber dann als zu gewagt. Auch "Jahrgang 45" von dem bekannten DDR-Dokumentarfilmer Jürgen Böttcher musste Jahrzehnte lang in den Archiven liegen.

Verspätetes Klassentreffen der DDR-Regisseure

Die Retrospektive begleiten viele Schauspieler, Drehbuchautoren und Filmschaffende aus der DDR-Zeit persönlich. Unter anderem haben sich die Regisseur Frank Beyer ("Karbid und Sauerampfer", 1963), Evelyne Schmidt ("Das Fahrrad", 1981) und Böttcher angesagt. Auch die Schauspielerinnen Jutta Hoffmann und Angelica Domröse stellen ihre alten Filme persönlich vor. Der deutsche Hollywood-Schauspieler Armin Mueller-Stahl, dessen Karriere in der DDR begann, musste kurzfristig wegen Krankheit absagen. Mit seinem Film "Der Dritte" von 1971 wurde die MoMA-Reihe am Freitag (7.10.) eröffnet. Den Abschluss bildet der verbotene Kurzfilm "Einmal in der Woche schreien" aus dem Wendejahr 1989 über unangepasste Teenager in Berlins "wildem Osten". Autor und Regisseur Günter Jordan wird dabei sein.

Wiedereröffnung Museum of Modern Art in New York
2004 neu eröffnet: Das MoMA in New YorkBild: dpa

Neuland nicht nur für US-Bürger

Die Filmreihe ist die umfangreichste und bedeutendste DDR-Kino-Retrospektive, die je in den USA gezeigt wurde. Viele Filme sind nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland weithin unbekannt. Die staatliche Filmgesellschaft Defa hat zwischen 1946 und 1992 insgesamt 7500 Filme produziert, darunter 1000 Spielfilme. Viele davon entstanden in dem berühmten Studio Berlin-Babelsberg. (sch)