Gauck würdigt Sterbebegleitung
2. November 2015Bundespräsident Joachim Gauck hat die Begleitung Sterbender durch ehrenamtlich Engagierte und die schmerzlindernde Palliativmedizin gewürdigt. Ohne direkt auf die aktuelle Debatte über Sterbehilfe einzugehen, sagte Gauck in Berlin: "Ich bin dankbar, dass die Hospizbewegung auch bei uns in Deutschland immer weitere Verbreitung findet. Ich bin froh, dass sie zunehmend nicht mehr als Gegenmodell zur Intensivmedizin diskutiert wird, sondern als eine sinnvolle Ergänzung."
Bei einer Diskussion im Schloss Bellevue zum Thema "Sterbende begleiten - ehrenamtliches Engagement in der Hospiz- und Palliativversorgung" zitierte Gauck seinen Vorgänger Horst Köhler, der 2005 gesagt hatte: "Nicht durch die Hand eines anderen sollen die Menschen sterben, sondern an der Hand eines anderen." Dieser Satz sei ein moralischer Appell und beschreibe die Tatsache, dass die Hospizbewegung den Menschen in der letzten Phase ihres Lebens Geborgenheit gebe. "Damit nehmen Sie ihnen einen Teil der Angst, aus der sonst in vielen Fällen der Ruf nach Sterbehilfe erwächst."
Gauck zeigte laut Redemanuskript Verständnis für den Wunsch nach Sterbehilfe. "Kein Wunder, dass vielen von uns der Gedanke an das eigene Sterben unangenehm ist, dass wir uns, wenn denn das Ende schon unvermeidbar ist, einen schnellen und schmerzlosen Tod wünschen." Deshalb könnten sich manche vorstellen, "den nahenden Tod zu beschleunigen und dabei auch die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen".
Dagegen beschritten die ehrenamtlichen Helfer in Hospizen und Palliativstationen mit der Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen einen anderen Weg, sagte Gauck. "Darin sind sie uns allen ein Vorbild."
"Nachdenklichkeit und Verantwortungsbewusstsein"
Er sei froh, dass die Diskussionen über Palliativmedizin und über Suizidbeihilfe im Bundestag "mit so großer Nachdenklichkeit und soviel Verantwortungsbewusstsein geführt werden". Die Palliativmedizin ist darauf ausgerichtet, sterbenskranken Menschen die letzte Lebensphase zu erleichtern - etwa durch eine Schmerzbehandlung. Kritiker der Sterbehilfe drängen darauf, die Palliativmedizin auszubauen, damit die Betroffenen erst gar nicht den Wunsch haben zu sterben.
Der Bundestag will am Freitag über eine mögliche Neuregelung der Sterbehilfe entscheiden. Es liegen vier Anträge vor, in denen unabhängig von Fraktionen teils Verschärfungen, teils Liberalisierungen des bestehenden Rechts verlangt werden. Es ist aber ungewiss, ob einer der Anträge die erforderliche Mehrheit erzielen wird.
stu/as (afp, dpa)