Fußball-Podcast des Jahres: Rasenfunk
16. Oktober 2018Ob der vergangene Bundesliga-Spieltag oder Themen wie Doping im Fußball oder Homophobie. Moderator Max-Jacob Ost bekommt für jedes Thema die richtigen Gesprächspartner vor das Mikrofon. Einzelne Folgen des Fußball-Podcasts "Rasenfunk" können bis zu fünf Stunden lang sein. Während der WM in Russland erschien nach jedem Turniertag noch nachts eine Episode. In jeder Sendung ist mindestens ein Gast dabei, entweder Sportjournalisten, Fußballprofis oder Fans. Seit 2014 reizen Moderator Max-Jacob Ost und sein für die Technik zuständiger Kompagnon Frank Helmschrott die Freiheiten der digitalen Technik bis zum Maximum aus.
Ausgezeichnete Fußball-Kultur
Dafür werden sie von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur in Nürnberg am 26. Oktober als Fußball-Podcast des Jahres ausgezeichnet. Jérôme Grad von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur begründet die Entscheidung so: "Die Vielfalt, die den Hörerinnen und Hörern im 'Rasenfunk' mit seinen drei Formaten geboten wird, spricht für den Gewinner. Wer sich für die Fußball-Bundesliga, die internationalen Top-Ligen und dazu noch für gesellschaftliche Themen rund um den Fußball interessiert, kann dieses breite Spektrum beim 'Rasenfunk' komplett abdecken."
Die Auszeichnung bedeutet Max-Jacob Ost viel: "Wir haben sehr viel investiert: Zeit, Geld, Nerven und Stress und auch auf viele andere Dinge für den 'Rasenfunk' verzichtet. Wenn dann viele Hörerinnen und Hörer den Podcast gut finden, und wir dann noch einen Preis bekommen, ist es einfach ein sehr schöner Moment."
90 Minuten und mehr
Seit 2006 prämiert die Deutsche Akademie für Fußballkultur besondere Leistungen, die Fußball und Kultur zusammenbringen. Sie vergibt unter anderem Preise für das Fußballbuch des Jahres oder den Fußballspruch des Jahres. Jérôme Grad umreißt das Themenspektrum folgendermaßen: "Fußballkultur ist alles, was rund um die 90 Minuten auf dem Feld passiert. Die Bandbreite reicht von den Choreografien in der Kurve über gesellschaftspolitische Themen wie Menschenrechte oder Homophobie bis zu Büchern, Filmen oder Ausstellungen zum Thema Fußball. Die Akademie versteht sich als Kontaktpool, der auch einmal jährlich die Fußball-Kulturpreise verleiht."
Die Fußball-Bloggerin und -Podcasterin Stefanie Fiebrig vom "Textilvergehen" aus Berlin gehört in diesem Jahr zur Jury. 2016 gewann sie selbst den Preis für das Fußball-Blog des Jahres und kennt damit den Wert dieser Auszeichnung: "Wenn man von der Akademie einen Preis verliehen bekommt, dann merkt man, dass man danach ernster genommen wird. Das gibt dir Gewicht, das verleiht gibt dir eine Stimme."
Jeder fünfte Deutsche hört Podcasts
Der jährlich wechselnde Fanpreis wird in diesem Jahr zum Thema Podcasts vergeben. Kein Wunder, liegen diese doch voll im Trend. Bereits jeder fünfte Bundesbürger hört laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom Audioinhalte über Smartphone, Tablett oder Computer. Ob Comedy, True-Crime-Stories oder Sportberichterstattung, das Spektrum der Themen ist breit gefächert.
"Podcasts sind ein Gegengewicht zu der immer schneller werdenden digitalen Medienkultur. Sie bestechen vor allem dadurch, dass sich darin die Zeit genommen wird, hintergründig und ausführlich über Themen zu sprechen", findet Jérôme Grad.
45 Podcasts hatten sich beworben, neun haben es auf die Shortlist geschafft. Darunter der Schiedsrichter-Podcast "Collinas Erben", "Lottes Erbinnen", die sich auf Frauenfußball spezialisiert haben oder "Trikottausch", der Geschichten über Trikotdesign und Fußballfashion liefert. So unterschiedlich die Themen sind, so unterschiedlich sind auch die Abrufzahlen. Die Folgen des "Rasenfunks" werden durchschnittlich 25.000 Mal heruntergeladen, andere Podcasts haben eine deutlich geringe Hörerschaft. Deren Aufrufe liegen eher im dreistelligen Bereich.
Ideal für unterwegs
Podcasts sind ideal für Menschen, die viel unterwegs sind, so Stefanie Fiebrig: "Eine Freundin von uns ist Postzustellerin und die freut sich immer auf Montag, wenn alle mit ihren Podcasts rumkommen. Denn dann ist ihre Arbeitswoche gerettet. Und gegenüber dem Radio ist es von Vorteil, dass du nicht ans Programm gebunden bist."
In der zwölfköpfigen Jury für den Fanpreis saßen u. a. der ehemalige Fußballprofi Thomas Broich, der Taktikexperte und Buchautor Tobias Escher und Marion Kowal von der Koordinationsstelle Fanprojekte. Stefanie Fiebrig ist von der Jury-Entscheidung begeistert: "Die Macher vom 'Rasenfunk' haben das Format Podcast stark weiterentwickelt und auf ein neues Niveau gehoben. Sie haben Themen ins Programm gehoben, die sonst überall zu kurz kommen - ob Blindenfußball oder e-Sports. Sie liefern einfach eine unglaubliche Qualität ab, sowohl inhaltlich als auch technisch. Sie haben es sogar am Radio vorbeigeschoben." Besonders gefällt ihr die Einbindung von Fußball-Fachfrauen: "Max-Jacob Ost hat einen wahnsinnig guten Umgang mit Frauen, etwas, was ich im Sportjournalismus fast überall anders vermisse. Im 'Rasenfunk' war es zum Beispiel überhaupt kein Thema, dass die WM-Expertin in Russland eine Frau war. Und Katrin Scheib [eine freie Journalistin in Moskau, Anm. der Red.] hat das sensationell gut gemacht."
Drei unterschiedliche Formate
Der "Rasenfunk" vereint drei unterschiedliche Formate: In der "Schlusskonferenz" blickt der Moderator mit Sportjournalisten, Podcastern oder Fans auf bedeutsame Spiele und jeden Bundesliga-Spieltag zurück. So eine Folge dauert gerne bis zu drei Stunden. Das "Tribünengespräch" widmet sich mit einem Gast intensiv einem speziellen Thema - zum Beispiel "Doping im Fußball". Und der "Kurzpass" greift - ebenfalls mit Gästen - schnell einen aktuellen Aufreger auf.
Bisher ist der Podcast werbe- und sponsorenfrei und es gibt auch keine Paywall. Doch dank der Spenden der Hörerinnen und Hörer versucht Max-Jacob Ost seit Anfang dieser Saison sein Hobby zum Beruf zu machen: "Seit der EM 2016 war es im Grunde vom Aufwand her ein Beruf. Da hatten wir angefangen, tägliche EM-Sendungen zu machen. Das heißt, ich musste damals schon alle Spiele der Europameisterschaft sehen. Danach kam auch sehr viel an Feedback, was ich bearbeiten durfte. Und jetzt, seit Anfang dieser Bundesligasaison versuche ich für meinen Teil davon zu leben. Bei Frank Helmschrott ist es ein bisschen anders. Der verdient auch noch mit anderen Projekten sein Geld."
Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld vom 5.000 Euro versehen.
Fußball-Podcast: Die Shortliste