"Fremde Augen sehen schärfer"
19. November 2003Seit fast drei Jahrzehnten setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Auftrag der Bundesregierung, der UNO und der Europäischen Kommission weltweit für internationale Verständigung ein. Mit ihren Projekten in Entwicklungsländern sollen dortige Lebensbedingungen und Perspektiven verbessert werden.
Safari in Deutschland
Zu solchen Projekten gehören auch Initiativen zur Jugendförderung. Im September 2003 wurden Jugendliche aus verschiedenen Ländern nach Deutschland eingeladen. Das Ziel: Sie sollten mit den kritischen Augen der Kinder das Leben beurteilen. Sie wurden mit Kameras bewaffnet und auf die Fotosafari durch die Bundesrepublik geschickt. Alles was ihnen auffällig erscheint sollten sie fotografieren. Das Motto: "Fremde Augen sehen schärfer".
Wenn jemand mit einem unverstellten Blick unser Land wahrnehmen kann, dann ist das für uns eine interessante Perspektive, ganz anders, als unsere eigene eben." Eva Engler vom Projekt-Team kommt fast ins Schwärmen, wenn sie über die Erfahrungen mit den 15 Jungen und Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren spricht, die aus Uganda, Ruanda, China, Paraguay, Russland, Dominikanischer Republik, Ägypten und Israel für drei Wochen nach Deutschland kamen. Mit einem umgebauten Bücherbus durchquerten sie das Land von Ost nach West.
Eva Engler betont: "Wichtig war, dass da Kontakt zu anderen Jugendlichen entsteht und nicht nur Sightseeing in Deutschland stattfindet." Die Jugendlichen sollten sowohl auf dem Land als auch in Städten, in idyllischen und in weniger schönen Gegenden sein. "Wichtig war, dass sie möglichst viel Alltagsleben mitbekommen, wie Supermarkt oder Bauernhof, Familienleben oder Schule."
Keine ernsthafte Barriere: Sprachen
Acht völlig unterschiedliche Kulturen waren zusammengekommen, um eine neunte, die deutsche für sich gemeinsam zu entdecken. Katharina von Schroeder vom begleitenden GTZ-Kamera-Team erinnert sich: "Es gab sprachliche Barrieren, aber es war faszinierend, das zu sehen. Zum Beispiel, Pascal aus Ruanda: Er konnte Französisch, aber nicht besonders fließend, seine eigentliche Sprache war Suaheli. Dann hat Jacob aus Uganda für ihn in Suaheli übersetzt, wobei Suaheli in Uganda und Ruanda unterschiedlich sind. Dann wurde Suaheli ins Englische übersetzt, und danach ins Deutsche." Zur Not verständigten sich die Jugendlichen mit Händen und Füßen.
Vergleich der Klischees
Die Jugendlichen Fotografen wählten sich selbst Themenschwerpunkte. Parallel zur Fotosafari der ausländischen Gäste machten sich die 15 deutsche Schüler darüber Gedanken, was ihren Gästen in Deutschland besonders auffallen könnte. Dann haben sie ihre Ideen verbildlicht. Zu Ende der Reise haben sich Teilnehmer beider Gruppen kennen gelernt und ihre Wahrnehmungen von Deutschland verglichen.
Wahrnehmungen, die erstaunlich ähnlich waren, so Eva Engler vom GTZ-Projektteam: "Es war so, dass den Jugendlichen der Unterschied genauso wie uns, gar nicht so groß vorkam, wie wir uns am Anfang gedacht hatten, dass die Blickwinkel schon sehr ähnlich waren." Die Fotos, die während der Fotosafari entstanden sind, werden bald zusammen mit einer Videodokumentation dem breiten Publikum zuerst in Berlin vorgestellt. Dann geht die Ausstellung in die jeweiligen GTZ-Länder.