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Französische Justiz ermittelt gegen Monsanto

10. Mai 2019

Dem deutschen Bayer-Konzern droht wegen seiner US-Tochter Monsanto neuer juristischer Ärger: Die Pariser Staatsanwaltschaft eröffnete ein Ermittlungsverfahren gegen den Pestizidhersteller. Auslöser ist eine Geheimliste.

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Das Firmenlogo des US-Saatgutkonzerns Monsanto
Bild: picture-alliance/dpa/F. P. Tschauner

Gegen Monsanto sei ein Verfahren wegen illegaler Erfassung privater Daten eingeleitet worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Paris mit. Sie reagierte damit auf eine Klage der Zeitung "Le Monde" und eines Journalisten, dessen Name auf der Liste aus dem Jahr 2016 stand. Dabei geht es um eine geheime Liste mit Kritikern, die das Unternehmen in Frankreich geführt haben soll. Der Fernsehsender France 2 berichtet, Monsanto habe kritische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten "erziehen" und besonders hartnäckige Gegner sogar "überwachen" wollen.

In der Liste waren laut France 2 zuletzt rund 200 Namen aufgeführt - mit Noten von 0 bis 5, je nach Einfluss und Grad der Unterstützung für Monsanto. Die Politiker, Wissenschaftler oder Journalisten waren mit Privatadresse, Telefonnummer und sogar ihren Hobbys verzeichnet. PR-Agenturen sollen die Liste im Auftrag des US-Unternehmens geführt haben. Nach Angaben von France 2 wurde der Skandal durch die US-Marketingagentur FleischmanHillard publik.

"Null beeinflussbar"

Auch die damalige französische Umweltministerin Ségolène Royal stand auf der Liste - als "null beeinflussbar", wegen ihrer ablehnenden Haltung zu dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Die Sozialistin nannte es "pervers", Menschen derartig einzustufen. Sie forderte Schritte, "um das System von schädlichem Lobbying zu säubern".

Auch vier Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP waren auf der Liste verzeichnet, die zur Hälfte Journalisten umfasst. Neben "Le Monde" kündigten auch der öffentliche Sender Radio France juristische Schritte wegen Datenmissbrauchs an, andere Medien wollen die Datenschutzbehörde CNIL anrufen. Auch die Organisationen Foodwatch und Générations Futures, die gegen Pestizide in Lebensmitteln vorgehen, bereiten nach eigenen Angaben Klagen vor.

Bayer: "Keine Kenntnis"

Der Bayer-Konzern erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, er habe "keine Kenntnis" von den Vorgängen bei seiner heutigen Tochter gehabt. Das Leverkusener Unternehmen betonte zudem die große Bedeutung des Datenschutzes.

Deutschland l Bayer Hauptversammlung in Bonn - CEO Werner Baumann
Keine Entlastung durch die Aktionäre: Bayer-Chef Werner BaumannBild: picture alliance/AP Photo/M. Meissner

Bayer hatte den Glyphosat-Entwickler Monsanto im Sommer 2018 für 63 Milliarden Dollar übernommen und steht seitdem unter wachsendem Druck. Im April verweigerten die Aktionäre von Bayer Konzernchef Werner Baumann die Entlastung. Zuvor war der Aktienkurs eingebrochen, weil der Konzern in den USA mit rund 13.400 Klägern wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids Glyphosat konfrontiert ist.

In zwei Fällen wurde das Unternehmen bereits zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Bayer hat zwar Berufung eingelegt oder dies angekündigt, viele Experten gehen aber letzten Endes von einem teuren Vergleich aus. Derzeit sei es aber noch viel zu früh für eine mögliche Entscheidung darüber, sagte Vorstandschef Baumann dazu kürzlich. Manche Analysten haben für einen Vergleich Kosten von 15 bis 20 Milliarden Euro prognostiziert.

kle/haz (afp, rtr)