Bußbrief des Bayer-Vorstands an Mitarbeiter
27. April 2019Nach seiner Abstimmungsniederlage auf der Hauptversammlung will der Bayer-Vorstand das Vertrauen der Aktionäre zurückgewinnen. Das schrieben die Vorstandsmitglieder in einem Brief an die Mitarbeiter. Das Votum sei enttäuschend, habe aber keine rechtlichen Auswirkungen. "Wir verstehen die Stimmung unserer Aktionäre und teilen ihre Enttäuschung über die Kursentwicklung unseres Unternehmens", so die Manager. Es verstehe sich von selbst, dass der Vorstand sehr hart arbeiten werde, um das Vertrauen und die Zuversicht der Aktionäre zurückzugewinnen.
Mit der riskanten Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto und dem schwachen Aktienkurs unzufriedene Anteilseigner hatten der Bayer-Führung auf der Hauptversammlung am Freitag in Bonn eine schwere Niederlage zugefügt: Der Bayer-Vorstand wurde bei dem Aktionärstreffen nicht entlastet. Damit ist Werner Baumann der erste amtierende Vorstandschef eines Dax-Konzerns, dem die Anteilseigner das Vertrauen entzogen haben.
Nur dem Aufsichtsrat unter seinem Vorsitzenden Werner Wenning sprachen die Eigner das Vertrauen aus. Gleichwohl erhielt auch dieses Gremium einen Dämpfer, denn es wurde lediglich mit 66,4 Prozent des vertretenen Grundkapitals entlastet - nach 98 Prozent im Vorjahr.
Als Monsanto-Mutterkonzern sieht sich Bayer in den USA mit mehr als 13.000 Klägern wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids Glyphosat konfrontiert. In zwei Fällen wurde der Konzern bereits zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Bayer ist von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt und will gegen die Urteile vorgehen. Das einst wertvollste Unternehmen im DAX ist inzwischen nur noch gut 57 Milliarden Euro wert - gerade so viel, wie es für Monsanto gezahlt hat.
sti/jj (dpa, rtr)